Treffen der sanften Agrar-Rebellen
Von Gilbert Weisbier
In jeder freien Minute werken rund 100 freiwillige Helfer seit einigen Monaten, damit ein außergewöhnliches Ereignis ab heute in Krems stattfinden kann: Das erste europäische Forum für Ernährungssouveränität "Nyeleni 2011".
Mindestens 450 Delegierte aus ganz Europa, aber auch mehrere Gruppen von anderen Kontinenten werden eine Woche lang neue Ansätze für die europäische Ernährungs- und Agrarpolitik beraten.
Damit das alles geschehen kann, galt es, Turnsäle als Quartiere zu mieten, Verpflegung zu bestellen, Veranstaltungsräume vorzubereiten und vor allem bis zu 60 Synchrondolmetscher aufzutreiben, die sich ebenfalls ehrenamtlich zur Verfügung stellen, ja sogar teilweise die technische Ausrüstung mit bringen.
Madeleine Hochleitner aus Krems ist eine der Helferinnen, die neben ihrem Job im Fairen Handel die Organisation unterstützt. Warum? "Die EU will ein Monopol auf Nahrung schaffen. Aber wir müssen den Politikern sagen, wo es hingehen soll und was wir haben wollen", erklärt die Anhängerin regionaler Versorgung.
Verpflegung
So hat sie die Quartiere in verschiedenen Schulen organisiert, die Anmietung des Ausportplatzes als Campinggelände vorbereitet. Und weil Ernährungssouveränität auch praktiziert werden soll, hat Hochleitner schon im Jänner mit Bauern der Region die Anbaupläne für die Verpflegung der Veranstaltungsteilnehmer erstellt.
Die Bauern backen Unmengen Brot, liefern Gemüse, Obst und Fleisch an. All die Zutaten verkochen Freiwillige in Küchenzelten zu drei Mahlzeiten pro Tag.
Die Fäden laufen bei Karin Okonkwo-Klampfer zusammen, die für die österreichische Berg- und Kleinbauernvereinigung arbeitet. Sie borgte Zelte aus, lud die Dolmetscher ein und erstellte Terminpläne. Das wäre ohne lokale Unterstützung beispielsweise von Schuldirektoren oder Pfarrer Franz Richter nicht möglich gewesen.
Offen
"Wir wollen beim Kongress nicht nur unter uns bleiben, sondern auch die Bevölkerung informieren und zu unserem Markt der Ideen einladen, der am Freitag von 16 bis 22 Uhr auf dem Pfarrplatz stattfindet", betont Okonkwo-Klampfer.
Zu den regionalen Helfern gehört auch das Ehepaar Barbara und Franz Scheichl. Die mittlerweile pensionierten Inhaber eines Kremser Frisörgeschäftes haben vor 18 Jahren eine kleine Landwirtschaft samt Heurigenbetrieb gekauft und sind überzeugte Regionalwirtschafter, die die Ideen der Ernährungssouveränität unterstützen. Ihr praktischer Beitrag: Barbara Scheichl bäckt tagelang im Vorfeld Kipferl, die sie auf einem Stand ebenso anbietet wie Bauerngeselchtes.