Transparenz im Eiertanz gefordert
Die ekelerregenden Betrugsvorwürfe rund um den Eierverarbeitungsbetrieb Pro Ovo im Mostviertel könnten nun Anlassfall für eine Gesetzesinitiative werden. Seit Jahren wird nämlich die gesetzliche Herkunftsbezeichnung von Eiern in Endprodukten gefordert, aber immer wieder hinausgeschoben. Während Behörden und Justiz nach der Anzeige gegen den Betrieb ermitteln, erhöhen Politiker und Interessensvertreter den Druck für mehr Transparenz bei der Eierverarbeitung.
Wie berichtet, gibt es Anzeigen bei den Staatsanwaltschaften in St. Pölten und München, wonach verdorbene und verschimmelte Eier zu pasteurisierten Produkten verarbeitet worden sein sollen. Zudem gibt es Vorwürfe des Etikettenschwindels mit den Ei-Qualitäten.
Der Obmann der 2.200 eierproduzierenden Betriebe in Österreich, Franz Kirchweger, sieht den Ruf seiner Branche gefährdet. „Dabei sind wir gerade in Österreich mustergültig unterwegs. Seit 2004 ist die Käfighaltung verboten. Doch Käfigeier aus den europäischen Ländern werden bei uns weiter verarbeitet und verbraucht“, sagt Kirchweger. Gut die Hälfte der 400 Millionen Legehennen in Europa lebe noch in Käfigen, schildert er. „Ich habe kein Problem, wenn Geflügelteile aus der Ukraine am steirischen Backhendlsalat oder Eier aus anderen Ländern im Kaiserschmarrn verarbeitet sind. Nur muss der Gast auch die Chance haben, das zu wissen“, fordert Kirchweger endlich die gesetzliche Verpflichtung, die Herkunft von ausländischen Eiern in Produkten preisgeben zu müssen.
Forderungen
Und er ist nicht allein. Die Repräsentanten des NÖ Bauernbundes, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und Landwirtschaftskammerchef Johannes Schmuckenschlager, kritisierten die mangelnde Transparenz und forderten den grünen Gesundheitsminister Rudi Anschober auf, für mehr Lebensmittelsicherheit zu sorgen. Dieser kündigte die gründliche Durchleuchtung der Vorfälle in Biberbach an und kritisierte selbst die mangelnde Transparenz bei verarbeiteten Ei-Produkten. „Ein entsprechender Antrag liegt bereits im Parlament vor“, sagt SPÖ-Konsumentenschutzsprecher Markus Vogl. Verhandelt würde darüber seit Jahren, doch die Wirtschaft legte sich bislang quer.
Untersuchung
Zum Fall wurde aus dem Büro des für die Lebensmittelkontrolle verantwortlichen LH-Vize Franz Schnabl (SPÖ) am Freitag mitgeteilt, dass die für den Betrieb Pro Ovo, der zur Gruppe Interovo Egg Products B.V. in Ochten in Holland gehört, vorgeschriebenen jährlichen Kontrolle eingehalten wurden. Dabei gezogene Proben waren immer unauffällig. Von den angeblichen Missständen habe die Kontrollbehörde am 16. Dezember 2019 erfahren. Von der Staatsanwaltschaft und der Polizei sei angeordnet worden, Tätigkeiten zu unterlassen, um die Ermittlungen nicht zu behindern, hieß es aus der Kontrollabteilung.
Ergebnisse von Proben, die Kontrolleure am Donnerstag bei Pro Ovo zogen, liegen noch nicht vor. Auch in Bayern soll eine Firma, die Pro Ovo beliefert hat, kontrolliert worden sein. Rechtliche Beanstandungen gab es nicht.