Schwuler Pfarrgemeinderat: Pfarrer will gehen
Von Julia Schrenk
Der hat bei uns kein Leiberl mehr. Er ist gegen alles Offizielle.“ Daniel Hugl ist Pfarrgemeinderat in Stützenhofen (Bezirk Mistelbach), der kleinsten Pfarrgemeinde der Erzdiözese Wien. Er hätte mit dem Verlust von Pfarrer Gerhard Swierzek kein Problem. „Wir alle mögen den Florian.“ Seit der 26-jährige Florian Stangl – ein bekennender Homosexueller, der in einer eingetragenen Partnerschaft lebt – mit 94 von 116 gültigen Stimmen in den Pfarrgemeinderat von Stützenhofen gewählt worden ist, gerät die kleine Gemeinde mit nur 110 Einwohnern immer wieder in die Schlagzeilen.
Jetzt will Pfarrer Gerhard Swierzek die Gemeinde aufgeben: Obwohl Kardinal Christoph Schönborn die Wahl Stangls offiziell anerkannt hat und auch Swierzek noch vor zwei Wochen betont hat, dass er „menschlich“ nichts gegen Stangl habe.
Leben in Sünde
Swierzek kann „nicht in einer Gemeinde Pfarrer sein, in der die Mitglieder recht haben wollen“. Es gehe ihm nicht um Intoleranz gegenüber dem 26-Jährigen, aber in Sünde zu leben, dürfe nicht die Norm sein. „Damit hat er sich jetzt selbst ins Out gespielt“, sagt Pfarrgemeinderat Daniel Hugl. „Wir sind ja nicht eine ganze Gemeinde, die in Sünde lebt. Da hat er den Mund schon ein bisserl zu voll genommen.“ Dass der Pfarrer jetzt erneut das Gespräch mit Schönborn sucht, versteht Hugl nicht: „Wenn der Chef entschieden hat, dann ist das so.“ Und wenn Swierzek die Gemeinde wirklich aufgeben wolle, „dann wäre der Kardinal gut beraten, wenn er das dulden würde“, meint Hugl. In Stützenhofen ist das Match Stangl gegen Swierzek längst entschieden.
„Die überwiegende Mehrheit im Ort sagt, der Pfarrer hat zu viele Fehler gemacht“, meint Franz Schuster, Wahlleiter der Pfarrgemeinderatswahl. Nach der Messe waren sich die Kirchgänger einig: Der Pfarrer hat sich zu weit hinausgelehnt. Florian Stangl will sich zum Rücktritt des Pfarrers nicht äußern, nur so viel: „Das ist seine Entscheidung.“
Pfarrer gesucht
Pfarrer gesucht Auf Stützenhofen kommt jetzt noch eine andere Sorge zu: Weil es die kleinste Gemeinde der Erzdiözese ist, ist nicht sicher, ob so schnell ein neuer Pfarrer gefunden werden könnte: „Die anderen aus der Umgebung haben ja selbst so viel zu tun“, sagt Hugl. Die Diözese war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
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Hintergrund
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