Schloss Krumbach: Ein Schlossgespenst als Mitbewohner
Von Caroline Ferstl
Um den Ausblick, den Markus Gaal von seinem Wohnzimmer aus genießt, beneiden ihn wohl einige: Über sattgrüne Wiesen und Wälder überblickt er beinahe die gesamte Bucklige Welt. „Nie hätte ich mir gedacht, eines Tages in einem Schloss zu wohnen“, gesteht der frisch gebackene Schlossherr und schmunzelt.
Ganz alleine ist er aber nicht: Der Sage nach geistert eine Frau durch die historischen Gemäuer, die ihren Geliebten, der im Verlies eingesperrt war, besuchen wollte. Doch der Gefangene wurde heimlich weggebracht, und seine Versprochene wusste nicht wohin. Daraufhin soll sie sich über die Felsen in den Burggraben hinabgestürzt haben.
Ihr Leichnam wurde nie gefunden. „Zahlreiche Gäste meinen, sie hätten sie bereits gesehen. Aber davon überzeugt sich wohl am besten jeder selbst“, meint Gaal augenzwinkernd.
Schlossherr über Nacht
Seit Jahresbeginn ist Markus Gaal der neue Geschäftsführer des 827 Jahre alten Schloss Krumbach im Bezirk Wiener Neustadt-Land, das als Hotel und Gastronomiebetrieb geführt wird. Der eigentliche Besitzer, der Wiener Immobilienmakler Erich Podstatny, der das Schloss im Juni 2014 erworben hatte, zeigte kein Interesse mehr am Erhalt der Immobilie. An einem Kauf sollen unter anderem die ukrainischen Investoren der Panhans-Holding-Group am Semmering interessiert gewesen sein.
Doch Markus Gaal, der bereits für einige Immobilien Podstatnys zuständig war, wollte selber anpacken und dem Schloss wieder zu altem Glanz verhelfen: Mit dem Krumbacher Manuel Stockinger gründete der gebürtige Burgenländer einen Verein, um das Schloss übernehmen zu können – und bezog kurz darauf prompt das 2. Stockwerk.
Gaal und Stockinger hauchten den alten Gemäuern neues Leben ein: Mit Veranstaltungen wie einem Weihnachtsmarkt, einem Ritteressen oder Muttertagsbrunch will man nicht nur Gäste von weit her – auf dem fünf Hektar großen Areal kann sogar ein Hubschrauber landen – sondern vor allem Leute aus der Region auf das Schloss locken. „Ein Miteinander mit der Gemeinde liegt uns besonders am Herzen“, so der 42-Jährige. Am ersten Juliwochenende findet eine Bikerparty auf der Festwiese des Schlosses statt mit Musik und Frühshoppen.
64 Zimmer mit 120 Betten sind im insgesamt 10.000 Quadratmeter großen Schloss untergebracht. Da kann schon mal ein rauschendes Geburtstagsfest gefeiert oder ein großes Firmenseminar abgehalten werden. Auch eine Sauna und ein Dampfbad stehen den Gästen zur Verfügung. Im Herbst dieses Jahres soll das Hallenbad mit Salzwasser eröffnen. Tagesbesucher können das Schloss im Rahmen einer Führung erkunden.
Wenn die Hochzeitsglocken läuten
Vor allem als Hochzeitslocation ist das romantische Schloss aus dem 11. Jahrhundert besonders beliebt: Gleich 33 Paare geben sich heuer in der hauseigenen Kapelle das Ja-Wort. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es gerade einmal neun.
„Wir haben uns mit der Bewerbung heuer richtig ins Zeug gelegt und waren sogar auf der Hochzeitsmesse in Wien vertreten“, erzählt Gaal sichtlich stolz. Für Kurzentschlossene gibt es aber noch zwei freie Termine: „Der 3. August und der 14. September sind noch zu haben“, verrät der Schlossherr.
„Unser Ziel ist es, das Schloss wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen“, meint Gaal. Das Schloss scheint endlich in den Händen der Richtigen angelangt zu sein. Für einen Zeitraum von fünf Jahren haben Gaal und Stockinger das Schloss gepachtet, danach möchte man es erwerben und erweitern: „Ein neues Dach muss her, außerdem wollen wir 24 weitere Zimmer unterbringen. Und eine Panoramadachterrasse wäre mein persönlicher großer Wunsch“, träumt Gaal.
Damit auch seine Gäste einen so großartigen Ausblick genießen können wie der Schlossherr selbst.