"Unerträglich": Anrainern in NÖ stinkt Deponie zum Himmel
Als Karl Heinz und Barbara Hochschorner im Jahr 1984 nach St. Pölten zogen, kam für sie ein Stadtteil bewusst nicht infrage: jener, in dem sich der Glanzstoff-Chemiebetrieb befand. Die nach faulen Eiern stinkende Luft wollten sie unbedingt vermeiden.
Deshalb entschieden sie sich für ein Haus am Rande der Landeshauptstadt. „Wir wussten, dass sich in der Nähe eine kommunale Restmülldeponie befindet, aber das war kein Problem für uns“, erzählt Karl Heinz Hochschorner.
40 Jahre später ist aus den Gesichtern des Paars Verbitterung zu lesen. „Die Geruchsbelästigung“, sagen sie, „ist eine absolute Zumutung.“
Stadt verkaufte Deponie
Vor sechs Jahren hat die Stadt die Deponie um 4,7 Millionen Euro brutto an die Zöchling Abfallverwertung GmbH aus Hainfeld verkauft. „Es ist nicht die Aufgabe einer Kommune, deponierbare Abfälle am freien Markt zu akquirieren. Daher ist es sinnvoller, den Deponiebetrieb mit allen Rechten und Pflichten an die Privatwirtschaft abzugeben“, verkündete Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) damals.
Dieser Deal, so sagen es viele Anrainer, habe die Lebensqualität in Teilen der Stadt aber massiv verschlechtert.
Hunderte protestieren
„Immer wieder riecht es bei uns so, als würde man hinter einem Müllwagen herfahren“, berichten die Hochschorners. Über die Osterfeiertage sei es wieder einmal ganz besonders schlimm gewesen, „da konnte man nicht einmal mehr auf der Terrasse sitzen, der Fäulnisgeruch war ekelerregend“.
Das Problem ist nun mittlerweile schon seit Jahren bekannt. Die Misere sorgte sogar dafür, dass der Verein „Landeshauptstadt-Luft“ gegründet wurde. 500 Unterschriften konnten die Obleute Wilhelm Maurer und Jürgen Komma bislang sammeln.
Die Unterschriften wurden an das Land NÖ übergeben, die als Aufsichtsbehörde fungiert. Es habe auch konstruktive Gespräche mit den zuständigen Beamten gegeben, so Maurer, eine Verbesserung der Situation sei dadurch aber nicht eingetreten.
Mit Unterstützung der St. Pöltner Grünen bemühen sich die Betroffenen daher auf dem Rechtsweg um die Anerkennung ihrer Rechte und Parteienstellung. „
"David gegen Goliath"
Oft fühlt man sich in solchen Verfahren wie David gegen Goliath. Deshalb unterstützen wir vor Ort auf verschiedene Art und Weise, durch offizielle Anfragen nach dem Umweltinformationsgesetz und beim Einwerben von Spenden, weil die juristische Unterstützung teuer ist“, sagt Parteisprecherin Christina Engel-Unterberger. Die erste Verhandlung vor dem Landesverwaltungsgericht findet am kommenden Dienstag statt.
Von der Zöchling Abfallverwertung heißt es unterdessen, dass Pläne für eine große Halle samt Abluftreinigung bereits eingereicht worden seien. Das Projekt gegen das Geruchsproblem werde derzeit geprüft. Allerdings hat der Betreiber laut den Grünen noch bis zum Jahr 2027 Zeit, um den Bau abzuschließen.