Nach Horror-Unfall mit einem Toten: 15 Monate Haft für Lenker
Von Sophie Seeböck
„Als ich zum letzten Mal auf den Tacho sah, fuhren wir 180 km/h. Danach hörte ich nur noch einen Knall, nach dem zweiten Überschlag hab ich mich verkrampft und versucht, nicht zu sterben“, schildert ein 19-Jähriger am Freitag im Zeugenstand vor dem Landesgericht St. Pölten die wohl schlimmsten Sekunden seines Lebens.
Es sind erstaunlich genaue Erinnerungen an einen verheerenden Unfall, der sich im Mai diesen Jahres im Ortsgebiet von Wilhelmsburg (Bezirk St. Pölten-Land) ereignet hatte. Ein voll besetzter Pkw war in den frühen Morgenstunden in Fahrtrichtung Traisen bei einer leichten Linkskurve von der Bundesstraße abgekommen und wie eine Rakete in den ersten Stock eines Hauses eingeschlagen.
Ein nicht angeschnallter 22-jähriger Mitfahrer verstarb noch an der Unfallstelle, die vier weiteren Insassen erlitten bei dem Crash allesamt schwerste Verletzungen.
Viel zu hohes Tempo
Eigentlich ist die Geschwindigkeit in diesem Straßenabschnitt auf 50 km/h beschränkt – der 22-jährige Lenker dürfte aber mehr als dreimal so schnell unterwegs gewesen sein. Wieso er mit derart erhöhtem Tempo gefahren war, konnte der Angeklagte am Freitag vor Gericht nicht beantworten.
Laut seinem 19-jährigen Mitfahrer dürfte er zuvor schon einige rote Ampeln ignoriert haben, woraufhin eine Polizeistreife die Verfolgung aufnahm. Da der 22-Jährige keinen Führerschein besaß, dürfte er in Panik geraten sein und soll – mit zwischenzeitlich 240 km/h – davongerast sein.
Auch, dass er im Krankenhaus 1,1 Promille Alkohol im Blut hatte, konnte sich der vorbestrafte Lenker aus dem Bezirk Lilienfeld nicht erklären. Dennoch bekannte er sich wegen grob fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung schuldig: „Es war verantwortungsloses Handeln. Was geschehen ist, tut mir alles schrecklich leid“, sagte der 22-Jährige.
Kein überraschendes Urteil
Wenig überraschend fiel auch das Urteil aus: „Sie waren mit Abstand zu schnell unterwegs, das Auto war nicht mal mehr als solches erkennbar“, betonte der Richter das schwere Unfall-Ausmaß und sprach ihn schuldig.
Der 22-Jährige muss nun für 15 Monate ins Gefängnis und 4.000 Euro an Privatbeteiligte zahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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