Bundesweite Beratung für Vertriebene startete in St. Pölten
Von Sophie Seeböck
Mit Freitag waren mehr als 52.500 Vertriebene aus der Ukraine in Österreich, rund 10.000 davon in NÖ registriert. Ob all diese Menschen langfristig im Land bleiben wollen, ist laut Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) unklar. Viel eher gehe es aktuell darum, dass die Schutzsuchenden „so schnell wie möglich in den Alltag finden können“, so die Ministerin.
Schutzsuchende hoffen bald auf Arbeit
Als Orientierungshilfe sollen nun mobile Servicepoints durch die Bundesländer touren. Der erste Halt wurde am Freitag im St. Pöltner Regierungsviertel eingelegt. An verschiedenen Ständen erhielten Schutzsuchende Informationen zu Deutschkursen, Schul- und Kindergartenbesuch sowie Arbeitsmöglichkeiten oder Versorgungsleistungen. Dolmetscherinnen halfen beim Austausch mit Vertretern der zuständigen Organisationen wie dem Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF), AMS, Bildungsdirektion, Land NÖ oder den Österreichischen Gesundheitskassen (ÖGK).
Vorrangig nutzen Frauen mit Kindern aller Altersgruppen das Angebot in St. Pölten. Eine Mutter erkundigte sich nach Sportangeboten für ihren 16-jährigen Sohn, wie sie bei einem Lokalaugenschein mit der Integrationsministerin, sowie Arbeitsminister Martin Kocher, Bildungsminister Martin Polaschek, Landesrat Martin Eichtinger (alle ÖVP) und Flüchtlingskoordinator Michael Takacs, erzählte. Eine andere hofft bald wieder als Kinderärztin arbeiten zu können.
Für Arbeitsminister Kocher und Raab ein Zeichnen, dass eine raschere Anerkennung von Abschlüssen wichtig sei. Damit hätten Vertriebene auch eine berufliche Perspektive. Allerdings handle es sich um eine "komplexe Materie". Es sei bei der Anerkennung wichtig, dass österreichische Standards eingehalten werden, erklärte Kocher. Sollten Kurse zur Nachqualifizierung nötig sein, wolle man diese anbieten.
"Stellen uns für weitere Welle ein"
Für die jüngsten Geflüchteten im Land, wie zum Beispiel den mehr als 5.000 Kindern aus der Ukraine in österreichischen Schulen, sollen Deutschförderklassen eingerichtet werden. Unterrichtsmaterial wird auf Ukrainisch vorbereitet, für die Kommunikation zwischen Eltern und Pädagogen wird ein Videodolmetsch angeboten. Ukrainische Studierende fungieren als "Buddys" für ihre jüngeren Landsleute. Teilweise würden aber auch noch manche Kinder im Distance Learning von ukrainischen Bildungseinrichtungen betreut.
Generell war die Zahl der Neuankünfte zuletzt zurückgegangen. "Wir stellen uns auf weitere Wellen ein, weil wir nicht wissen, wie der weitere Kriegsverlauf ist", sagte Flüchtlingskoordinator Takacs. In einem ersten Schritt sei es vor allem darum gegangen, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich zu 3.600 Privatquartieren mit 47.000 Plätzen sollen die 25 Großquartiere des Bundes ausgebaut werden. "Wir sind für die jetzigen Herausforderungen hervorragend gewappnet", meinte Takacs.
Weitere Stopps
Nach dem Start in St. Pölten sind Servicepoints am Montag in der Steiermark, am Dienstag in Salzburg und Vorarlberg sowie am Gründonnerstag in Oberösterreich geplant. Nach Ostern sind Stationen am 19. April in Salzburg, zwei Tage später in Kärnten und am 22. April wieder in Niederösterreich vorgesehen.
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