Niederösterreich: Psychisch kranke Asylwerber tauchten ab
Von Katharina Zach
Mit Sicherheitsbedenken hatte Landesrat Gottfried (FPÖ) den Umzug von körperlich und psychisch kranken Flüchtlingen aus dem Caritas-Heim St. Gabriel in Maria Enzersdorf (NÖ) in zwei private Einrichtungen in Alland und Lilienfeld argumentiert – nachdem im Mai der psychisch Kranke Terry A. einen Mitbewohner in St. Gabriel getötet haben soll.
Ob dadurch die Sicherheit tatsächlich erhöht wurde, ist aber fraglich. KURIER-Recherchen ergaben, dass Anfang vergangener Woche sechs Personen umziehen mussten, die von den St. Gabriel-Mitarbeitern als Gefahr für sich selbst und andere eingestuft wurden – sofern sie ihre Medikamente nicht nehmen. Sie gehören zu jenem Personenkreis, für den die Caritas ein intensives Betreuungskonzept ausgearbeitet hatte, das vom Land als zu teuer abgelehnt worden war. Wie nun bekannt wurde, verschwanden drei der sechs Flüchtlinge nach dem Umzug – zumindest kurzfristig.
„Zwei wurden zuletzt in Mödling gesehen“, berichtet eine Flüchtlingshelferin, die die Personen kennt. Einer der Männer leidet an paranoider Schizophrenie, ist besachwaltet und braucht wöchentlich seine Medikation. „Er ist seit 17. Juli obdachlos, ohne Essen und Medikamente“, sagt sein Bruder. Sami G. lebt in Innsbruck, er kam nach Mödling, um seinen Bruder zu suchen und erstattete wie der Sachwalter eine Abgängigkeitsanzeige. „Er hat gesagt, das Heim in Mödling ist sein Zuhause“. G. macht sich Sorgen, wie es weitergehen soll. Sein Bruder hätte nicht verstanden, warum er umziehen musste.
Polizeieinsatz
Am Mittwoch gab es dann einen Polizeieinsatz beim Mödlinger Bahnhof. Ein Mann randalierte und pöbelte. Er wurde laut Polizei in die Psychiatrie gebracht. Recherchen ergaben, dass es sich bei ihm um G.’s Bruder handelte. Dieser war bereits zu seiner Zeit in St. Gabriel immer wieder polizeilich aufgefallen.
Ein zweiter Flüchtling, der nach Lilienfeld umziehen musste, soll ebenfalls verwahrlost im Bezirk gesehen worden sein. „Sein paranoider Zustand wird schlimmer“, sagen Unterstützer. Auch die Familie eines psychisch Kranken dürfte kurzfristig abgängig gewesen sein. Der Mann fiel in Wien auf und wurde in einem Spital behandelt. Mittlerweile sind die Asylwerber wieder nach Lilienfeld zurückgekehrt.
Offiziell will sich niemand dazu äußern. Auch der Heimbetreiber verweist auf das Büro Waldhäusl, dieses wollte vorerst keine Stellungnahme abgeben. Wie das vom Landesrat angekündigte Sicherheitskonzept, etwa in Alland, aussieht, ist daher nicht bekannt. Auch nicht, wie das Betreuungskonzept aussieht. Laut Gemeinde leben derzeit 107 Asylwerber in der Unterkunft und es gebe keine Probleme. Krankenpfleger und eine 24-Stunden-Betreuung seien vorgesehen.
St. Gabriel indes könnte als Unterkunft für 50 Flüchtlinge weiterbestehen. Aktuell leben 37 Menschen dort, 12 davon haben erhöhten Betreuungsbedarf. Vor der Umsiedlung waren es 110, davon 50 Kranke. Bis September soll die Caritas ein entsprechendes Konzept vorlegen.