Chronik/Niederösterreich

Proteste: Bürgermeister erklärt Windpark für "gestorben"

Wenn so viele Leute dagegen sind, dann werde ich mich darüber nicht hinweg setzen. Ich möchte Politik für die Bürger und nicht gegen sie machen." Völlig überraschend erklärte Wiesmaths Bürgermeister Roland Weber Mittwochnachmittag im Gespräch mit dem KURIER das Ende des geplanten Windpark-Projekts im Wurzwald. Unter dem Namen "Wiesmather Gegenwind" hatte ein Komitee verschiedenster Mandatare und Bürger gegen die riesigen Kolosse in der grünen Landschaft mobil gemacht und Unterschriften gesammelt. "Wenn 200 bis 300 Menschen sagen, sie wollen das nicht, dann beuge ich mich dieser Entscheidung", so der Ortschef.

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Dabei sah 2011 noch alles ganz anders aus. Mit 17 von 18 Stimmen wurde damals einer Windkraftnutzung im Gemeinderat positiv zugestimmt. Im April 2012 traf die Gemeinde mit dem Betreiber, der Firma Ventureal, eine Vereinbarung über die Errichtung eines Windparks im sogenannten Wurzwald. Der spätere Beschluss auf Umwidmung des entsprechenden Areals auf Sonderwidmung Windkraft wurde durch den generellen Stopp des Landes für alle Projekte dieser Art auf Eis gelegt.

Widerstand

"Ohne der versprochenen Bürgerinformation hat es auf einmal geheißen, es kommen sechs Windräder mit fast 200 Meter Höhe", bekrittelt das Komitee gegen die Windkraft die Informationspolitik des Bürgermeisters. "Wir sind gegen eine sinnlose Zerstörung der Natur. Die Windräder wären neun Mal so hoch wie unsere Kirche. Das ist eine Verschandelung der gesamten Region", erklärt der Obmann des Dorferneuerungsvereins, Franz Kornfeld. Die Initiative brachte vor wenigen Tagen in Wiesmath ein mehrseitiges Informationsblatt mit einer Fotomontage heraus, die die wahre Größe eines Windrades zeigt.

Die Illustration hat anscheinend einiges bewegt. Bis jetzt haben mehr als 250 Bürger gegen den Windpark unterschrieben. Weber hat am Mittwoch von der Zahl der Unterschriften erfahren. "Wenn so viele Leute dagegen sind, dann ist das Projekt für mich gestorben. Wir werden daher in einer Sondersitzung den Beschluss zur Umwidmung des Areals aufheben. Dann ist die Sache erledigt", so der Bürgermeister.

Wenige Tage vor der Volksbefragung zum geplanten Windpark in Münchendorf und Himberg am Sonntag, 6. April, ist die Aufregung groß. Gegner und Befürworter werfen sich gegenseitig vor, falsche Infos zu verbreiten. Bei der Bürgerinitiative "Pro Mensch", die gegen das Projekt mobilisiert, spricht man von "Panikmache" der überparteilichen Plattform, die sich in Himberg für die Windkraft ausspricht. Die Vertreter würden von Haus zu Haus gehen und aggressiv versuchen, die Anwohner zu beeinflussen. "Die wollen Windräder verkaufen wie Staubsauger", sagt eine Vertreterin. Ortschef Erich Klein(SPÖ) kontert, dass die Plattform genauso informiere wie die Initiative.

Für Wirbel sorgt auch die Tatsache, dass einige Nebenwohnsitzer an den Velmer Seen nicht abstimmen dürfen. Die 83-jährige Maria Hlava erzählt, seit den 80er-Jahren dort gemeldet zu sein. Nun habe sie erfahren, dass ihr Meldezettel ungültig ist. Grund sei, dass es 2001 eine Umwidmung von Saisonbetrieb auf ganzjähriges Wohnen gegeben habe, erklärt Klein. Damals hätte man sich neu anmelden müssen, um in der Wählerevidenz aufgenommen zu werden. Darüber sei sie nie informiert worden, meint Hlava. Unterstützung erhält sie von der FPÖ, die sich an die BH gewandt hat. Klein wundert sich, dass den Leuten nie aufgefallen sei, keine Wahlkarten erhalten zu haben. Er weiß hingegen von Leuten, die sich mehrfach gemeldet haben, um doppelt abzustimmen.