Orchester auf Distanz: 100 Oden an die Freude
Vogelgezwitscher. Ein Junge sitzt alleine im Baum und spielt auf seinem Horn die Europahymne. Doch obwohl auch er durch die Corona-Krise physisch getrennt von all seinen Mitschülerinnen und Schülern aus der Musikschule ist, ist er nicht alleine. Plötzlich beginnt ein junges Mädchen zu singen, „alle Menschen werden Brüder“. Gitarren, Celli, Violinen, Trompeten, Querflöten, Piano – sie alle und noch viele mehr stimmen in das Lied ein.
"Zusammen sind wir stärker"
Über 100 Schülerinnen und Schüler der Beethoven Musikschule Mödling spielen in einem Video zusammen Beethovens „Ode an die Freude“, räumlich getrennt voneinander, aber musikalisch vereint. Die Idee zu dem Video kam Musikschullehrer Thomas Nöttling. „Ich sitze zu Hause und kann nicht unterrichten. Vereinzelt höre ich dann jemanden üben und denke mir, wie geht es wohl jetzt all den Schülerinnen und Schülern. Dann kam mir der Gedanke, wenn wir uns alle zusammenschließen, sind wir stärker.“
Unter dem Motto „Together we stand“ brachte er dann mit anderen Lehrenden über 100 junge Musikerinnen und Musiker zusammen. „Dann sind immer mehr und mehr Videos eingetrudelt“, erzählt der Klavierlehrer Nöttling.
Auch das Arrangement des Stücks in dem Video kommt von ihm. So viele Musizierende von zu Hause zu koordinieren, war keine einfache Aufgabe. „Ich habe drei Wochen lang an dem Video gearbeitet“ sagt der Lehrer. Mit Tempo 90 auf dem Metronom haben die Musikschüler von ihren jeweiligen Lehrern das Beethoven-Werk erarbeitet.
Teil eines Ganzen sein
In Zeiten der sozialen Isolation misst Nöttling dem Musizieren eine große Bedeutung bei. „Das ist für mich eigentlich Therapie. Ein Instrument zu Hause ist ideal, um die Situation kreativ auszugleichen“, sagt er. Bevorzugt seien momentan natürlich Instrumente, die man mit Kopfhörern spielen kann. Wer ein Blasinstrument spielt, kann es mit den Nachbarn schwerer haben.
Zur Liederwahl: „Wir haben Beethoven-Jahr und sind die Beethoven Musikschule. Außerdem ist das die Europahymne. Und in Zeiten wie diesen wollte ich damit auch den Gedanken an eine größere Gemeinschaft hervorheben“, sagt Nöttling.