NÖ: Sogar die Militärmusik kämpfte gegen das Coronavirus
104 Menschen starben in Niederösterreich bislang an den Folgen des Coronavirus, elf befinden sich derzeit in medizinischer Behandlung, zwei Personen liegen auf Intensivstationen. Dass es weitaus schlimmer hätte kommen können, da sind sich SPÖ-Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig und Militärkommandant Martin Jawurek einig. „Aber ich denke, dass wir richtig und schnell reagiert haben“, sagt Königsberger-Ludwig.
Quarantäne
Klar ist auch, dass die Gefahr noch lange nicht vorüber ist. Fünf Corona-Cluster haben die Behörden zuletzt im Land ausgemacht, es mussten Schulen geschlossen und Menschen in Quarantäne geschickt werden.
Betriebe desinfiziert
Als starker Partner in Zeiten der Krise habe sich in den vergangenen Monaten das Bundesheer erwiesen, betont die Politikerin. Tatsächlich bekamen seit Mai mehr als 500 Soldaten den Einsatzbefehl, darunter Männer und Frauen, deren Grundwehrdienst verlängert wurde, drei Miliz-Kompanien halfen in NÖ ebenfalls aus.
„Wir haben in sechs Bezirken Grenzkontrollen durchgeführt und durch unsere ABC-Abwehrtruppe acht Betriebe desinfiziert“, berichtet Jawurek.
Kontrollen
Was viele nicht wissen: Der Corona-Einsatz ist für das Militärkommando Niederösterreich noch nicht abgeschlossen. Derzeit hilft das Bundesheer bei stichprobenartige Kontrollen mit, sowohl an der Grenze als auch im Hinterland. „Jeden Tag finden pro Bezirk drei Kontrollen statt, die jeweils rund zwei Stunden dauern“, sagt Jawurek.
60 Ankünfte pro Tag
Gebraucht werden die Soldaten aber auch am Flughafen Wien-Schwechat, wo nach den Lockerungen bereits täglich 60 Flugzeuge landen. Laut dem Militärkommandanten sind Bundesheer-Angehörigen bis 10. Juli zudem noch bei Zutrittskontrollen am Landesklinikum Wiener Neustadt eingesetzt.
Militärmusik im Einsatz
Weil jeder Mann und jede Frau in Zeiten der Pandemie zählt, griff Jawurek zu einer stillen Reserve, die im Normalfall gar nicht so still ist. Und so kam es, dass die Mitglieder der Militärmusik ihre Instrumente ablegten, eine zweiwöchige Ausbildung durchliefen und anschließend ebenfalls in den Corona-Einsatz geschickt wurden.
„Sie haben sich voll eingebracht“, erzählt der Brigadier. Ein kompletter Zug wurde an der Grenze im Bezirk Waidhofen an der Thaya stationiert, für einige ging es auch ins Postzentrum nach Wien-Inzersdorf. Wie berichtet, waren in den Zentren Hagenbrunn und Inzersdorf mehrere Arbeiter an dem Virus erkrankt, das Heer musste aushelfen, damit Pakete und Briefe ausgeliefert werden konnten.
Die bisherige Einsatzbilanz fällt für den hochrangigen Offizier jedenfalls sehr positiv aus. „Wir haben es aus dem Stand geschafft voll einsatzfähig zu sein, konnten alle Aufträge ausführen“, sagt er im Gespräch mit dem KURIER.
Wie es nun weitergeht, können aber sowohl Königsberger-Ludwig wie auch Jawurek nicht beantworten. Zu unklar ist noch, wie sich die Situation in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird. „Wir sind aber sehr schnell und professionell, wenn es um die Rückverfolgung von Infektionsketten geht“, betont die Gesundheitslandesrätin.
Knapp 114.000 Testungen wurden in Niederösterreich bereits durchgeführt, 29.000 Menschen mussten in Quarantäne. Es werden vermutlich noch viele weitere folgen.