Chronik/Niederösterreich

Juniorvizeweltmeister im Modernen Fünfkampf träumt von Tokio

KURIER: Gratulation zu Ihrem bisher größten Erfolg! Haben Sie damit gerechnet?
Gustav Gustenau:
Ich wollte den Wettkampf gut hinter mich bringen und die Saison mit einem erfreulichen Ergebnis beenden. Für einen Stockerlplatz braucht man immer ein wenig Glück, umso zufriedener bin ich jetzt, die Saison so gut abschließen zu können.

Wie ist es Ihnen während des mehrtägigen Wettkampfs ergangen?
Im Semifinale am ersten Tag habe ich alles gegeben, da war ich danach ganz schön erschöpft – nicht nur körperlich. Ich hatte aber glücklicherweise einen guten Therapeuten mit, der hat mich wieder fit gemacht für das Finale am übernächsten Tag. Das Laufen als letzte Disziplin war körperlich besonders anstrengend, die meisten Nerven hat mich jedoch das Fechten gekostet.

Sie konnten sich als einziger Österreicher für das Finale qualifizieren. Wie schwer lastete da der Druck auf Ihren Schultern?
Meine Sportpsychologin hat mich bereits im Vorfeld sehr gut darauf vorbereitet. Aber dennoch spürt man natürlich den Druck. Im Training darf man daran denken, im Wettkampf muss man jedoch alles ausblenden. Man investiert als Leistungssportler eine Menge und verzichtet gleichzeitig auf viel, aber es wäre unsinnig, seinen ganzen Lebensinhalt auf einen Wettkampf auszurichten.

Anders als in anderen Nationen ist der Moderne Fünfkampf in Österreich nicht ganz so populär. Wie sind Sie dazu gekommen?
Über einen Freund bin ich gemeinsam mit meiner Schwester mit acht Jahren dem Fünfkampf- Verein beigetreten. Beim Fünfkampf beginnt man nicht mit allen Sportarten gleichzeitig, sondern startet – wie ich auch – mit den organischen Grundlagen – Schwimmen und Laufen. Im Lauf der Zeit kamen dann das Fechttraining, die Schießausbildung und das Reiten dazu. Parallel habe ich als Jugendlicher auch Judo gemacht und Eishockey gespielt (in der Junioren-Bundesliga, Anm.). Mit 14 stand ich dann vor der Entscheidung, ob ich den Fünfkampf oder das Eishockey professionell weiterverfolge. Da habe ich mich für den Fünfkampf entschieden.

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Was gefällt Ihnen an dem Sport?
Der Fünfkampf ist so vielseitig und facettenreich, das hat mir von Anfang an gefallen. Kein Trainingstag ist wie der andere.

Wie hat sich der Sport in den vergangenen Jahren verändert?
Generell ist das Niveau der Athleten heute viel höher als in den letzten Jahren. Früher konnte man Schwächen in manchen Disziplinen bis zu einem gewissen Grad kompensieren, heute muss man, um ganz vorne mitspielen zu können, in jeder Sportart zu den Besten gehören.

Wie viel Training steckt hinter Ihrer Leistung?
Sehr viel – ich trainiere bis zu 48 Wochen im Jahr, sechs Tage die Woche, drei bis vier Trainingseinheiten pro Tag. Mein Trainingsplan ist mein Dienstplan beim Bundesheer. Pro Saison stehen ein bis zwei Hauptwettkämpfe an, auf die hauptsächlich hintrainiert wird, daneben gibt es noch zahlreiche kleinere Turniere. Man kann jedoch nie vollständig vorbereitet sein, es gibt immer einen Faktor X, den man nicht beeinflussen kann. Etwa seinen Fechtpartner oder das Pferd, das einem zugeteilt wird.

Das war Ihre letzte Saison bei den Nachwuchsathleten, ab kommender Saison starten Sie in der allgemeinen Klasse. Sie sind derzeit Österreichs einziger erfolgreicher Fünfkämpfer. Was ist das nächste große Ziel?
Jetzt steht erst einmal eine Regenerationspause an. Ab Herbst bereite ich mich dann gemeinsam mit meinem Trainer Thomas Daniel (erfolgreichster Fünfkämpfer der österreichischen Sportgeschichte und Sechstplatzierter bei den Olympischen Spielen 2012 in London, Anm.) auf die Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio vor. Das ist natürlich mein großes Ziel. Die wohl wichtigste Entscheidung wird die Europameisterschaft im englischen Bath im August 2019 sein. Zugleich möchte ich auch ein Studium in Richtung Politikwissenschaften beginnen. Im Vordergrund bleibt aber – solange es noch geht und mein Körper mitspielt – der Sport.

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Junioren Weltmeisterschaft  2018

62 Athletinnen und 76 Athleten aus 25 Nationen zwischen 18 und 21 Jahren standen bei der Junioren-WM im Modernen Fünfkampf in Kladno (Tschechien) von 29. Juli bis 8. August am Start, insgesamt 72 Frauen und Männer qualifizierten sich für die Finalrunden. Der 21-jährige Gustav Gustenau sicherte sich in seiner letzten Saison als Junior die Silbermedaille hinter dem Ägypter Ahmed Elgendy und vor dem Weißrussen Ivan Khamtsou. Gustenau belegt somit aktuell Rang eins der Juniorenweltrangliste.

Der Moderne Fünfkampf: Die Legende des Meldereiters

Der Legende nach geht die Sportart auf einen Meldereiter zurück, dessen Pferd in feindlichem Gelände getötet wurde. Er verteidigte sich daraufhin mit der Pistole, bahnte sich  einen Weg mit dem Degen, musste einen Fluss durchschwimmen und legte die restliche Strecke laufend zurück. Der Moderne Fünfkampf, seit 1912 bei Olympia vertreten, repräsentiert demnach jene Fähigkeiten, die der ideale  Soldat beherrschen muss:

  • Schwimmen: Geschwommen werden 200 im Meter Freistil unter 150 Sekunden.
  • Fechten: Jeder ficht gegen jeden. Ein Treffer in einer Minute ist ein Sieg, ansonsten gilt der Kampf als Niederlage für beide.
  • Springreiten: Es gilt einen 350 bis 400 Meter langer Parcours mit zwölf bis 15 Hindernissen zu bewältigen. Die Pferde werden den Athleten zugelost.
  • Laufen und Schießen: Seit 2009 ist die Disziplin als „Combined“ zusammengefasst. Gelaufen wird eine Strecke von drei Kilometern querfeldein. Es werden vier Serien geschossen: kurz nach dem Start, nach 800 Metern, 1600 Metern und 2400 Metern des Querfeldeinlaufs. Nach jeweils fünf Treffern darf weitergelaufen werden. Das Zeitlimit beträgt 50 Sekunden pro Serie.