Niederösterreich: Ein Sommerurlaub wie damals
Von Martin Gebhart
Damit gerechnet hat fast niemand mehr. Diese Woche ist es aber auch offiziell verkündet worden: Die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Krise werden einen Urlaub im Ausland kaum möglich machen. Der Tourismus in Niederösterreich will das nun als Chance nutzen. Geworben wird vor allem um den Wiener Markt. Mit Sommerfrische, Bergerlebnis, Kulinarik, Natur und Sport. Und der kurzen Anreise. "Wir arbeiten derzeit daran, dass sich Niederösterreich nach dem Ende der Beschränkungen wieder als Freizeit- und Ferienregion für unsere inländischen Gäste präsentieren kann", sagt Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP).
In Niederösterreich ist bisher immer die Mehrzahl der Gäste aus Österreich gekommen. Der Schnitt lag in den vergangenen Jahren bei rund 60 Prozent. Heuer wird die Zahl der Gäste fast ausschließlich aus diesem Bereich gespeist. Jedenfalls wollen die Touristiker des Landes vorbereitet sein, falls bis zum Sommer die Corona-Beschränkungen entsprechend reduziert werden.
Zuständig für das Marketing ist erstmals Michael Duscher, der an der Spitze der NÖ Werbung auf Christoph Madl folgte. Seine Ansage: "Mein Team arbeitet derzeit gemeinsam mit den sechs Tourismusdestinationen auf Hochtouren, um für die Zeit nach der Krise wirksame Kommunikationsmaßnahmen zu setzen. Jetzt wird die Zeit kommen, das eigene Land neu zu entdecken, denn unsere Urlaubsangebote sind so vielfältig wie unser Bundesland selbst. Wir sind die ideale Freizeit- und Ferienregion vor den Toren Wiens, wunderbar geeignet für Familienurlaube mit Kindern. Es ist authentisch, regional und die Anreise ist kurz."
Weiter Abstand halten
Natürlich wird noch nicht erwartet, dass mit Juni oder Juli der Tourismusbereich einfach wieder hochgefahren wird. Vielmehr geht es in der Planung momentan darum, der Vorsicht vor dem Coronavirus Rechnung zu tragen.
Markus Redl, Geschäftsführer der Niederösterreichischen Bergbahnen, lässt den Betrieb deswegen so vorbereiten, dass die Gäste genügend Abstand halten können.
Redl: "Wir müssen unsere Prozesse so organisieren, dass es zu möglichst wenig Kontakt zwischen den Gästen, die nicht ohnehin im gleichen Haushalt leben, oder auch von Gästen mit unseren Mitarbeiterinnen kommt. Wir werden daher nicht einfach zum Normalbetrieb übergehen können. Aber auch so ein eingeschränkter Betrieb kann nach den Ausgangsbeschränkungen einen wichtigen Beitrag zur Naherholung der Bevölkerung leisten."
Manuela Murth, Geschäftsführerin der Erlebnisgärten Kittenberger und der Top-Ausflugsziele, geht davon aus, dass speziell die Wiener nach der Reduktion der Beschränkungen eine besondere Lust auf Natur haben.
"Wir erleben vieles neu, wir hören plötzlich wieder die Musik des Gartens durch die zahlreichen Wildvögel, wir nehmen die blühende Farbenvielfalt der Natur wahr, riechen den wunderbaren Blütenduft, der in der Luft liegt und erfreuen uns an den kleinen Dingen des Lebens", sagt Murth. Und dieses Bedürfnis müsse Niederösterreich dann befriedigen.
Warten auf Lockerung
Bei allem Optimismus, dass Niederösterreich heuer als Naherholungsgebiet rund um Wien punkten kann, blickt man mit ein wenig Sorge auf die Corona- Beschränkungen. Entscheidend werde sein, wann und wie im Sommer gelockert werde. Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der Fachgruppe Hotellerie: "Ich denke, unsere Hotels, Gastronomiebetriebe und Ausflugsziele werden diesen Sommer gute Chancen haben, Gäste aus dem Osten Österreichs ansprechen zu können."
Aber: "Alles wird davon abhängen, wann die Betriebe aufsperren dürfen und mit welchen schrittweisen Einschränkungen wir bei Öffnung konfrontiert werden. Wir denken dennoch positiv und freuen uns sehr auf unsere Sommergäste."