Chronik/Niederösterreich

Neues Family Center in Gmünd: Rotes Kreuz verstärkt Suchdienst

„Die Aufgabe des Suchdienstes des Roten Kreuzes ist bereits in den Genfer Abkommen verankert und wird weltweit umgesetzt, um Menschen bei der Suche nach ihren Angehörigen zu helfen“, sagt Präsident Hans Ebner, Rotes Kreuz Niederösterreich. So unterstützt man in Niederösterreich etwa auch, wenn Menschen, die ihre Liebsten verlieren und über Monate, wenn nicht sogar Jahre hinweg, suchen.

Unterstützung in der Region

Nachdem es bereits in Baden, Hollabrunn und Amstetten Erstanlaufstellen gibt, wurde nun auch in Gmünd ein "Restoring Family Links Center" in Betrieb genommen. „Menschen bei der Suche nach ihren Familien zu unterstützen ist eine unglaubliche Aufgabe, die wir gerne hier in der Region unterstützen", sagt Bezirksstellenleiter Klaus Rosenmayer, Rotes Kreuz Gmünd.

Der Suchdienst des Österreichischen Roten Kreuzes hilft Menschen bei der Wiederherstellung des Kontakts mit ihren Familienangehörigen bzw. bei der Klärung von Schicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg. Dass dieses Angebot dringend gebraucht wird, beweisen die Zahlen: In Österreich wendeten sich in derartigen Fällen im Jahr 2023 981 Familien an das Rote Kreuz.

Online-Suchplattform

Weltweit nutzen aktuell 6.138 Personen das Angebot unserer Online-Suchplattform Trace the Face. In Niederösterreich wurden allein im vergangenen Jahr 120 Fälle mit rund 521 Klientinnen und Klienten in der Familienzusammenführung bearbeitet und 17 Fälle wurden in die Betreuung der Personensuche aufgenommen.

Genauer Ablauf

Ruft jemand beim Suchdienst an, der schon länger keinen Kontakt mehr zu Familiengehörigen hatte, werden die genauen Umstände erläutert. „Das ist ein mehrstündiges Gespräch mit einem Kollegen. Wenn benötigt, ist auch ein Dolmetscher oder eine Dolmetscherin dabei", erklärt Landesdirektor Hannes Buxbaum, Gesundheits- und Soziale Dienste, Rotes Kreuz Niederösterreich, das Prozedere.

Man versuche dann die Region einzuschränken. Das sei nicht leicht, weil in den betroffenen Gebieten oft keine Hausnummern vor Ort sind. Man arbeite dann etwa mit markanten Gebäuden, etwa Moscheen oder Wasserstellen. In jedem Fall wird auch in rechtlichen Fragen beraten, etwa ob eine Familienzusammenführung überhaupt möglich ist.

Oft sei es ein administrativer Spießroutenlauf, um überhaupt die richtigen Papiere und Unterlagen beisammen zu haben. Hinzu käme die Notwendigkeit der psychischen Unterstützung für die Angehörigen. "Die Angehörigen leben oft in Krisengebieten, sind in Lebensgefahr. Da ist die Situation oftmals sehr dramatisch", sagt Buxbaum. 

Hilfe bei Intergration

Was spezifische Fälle betrifft, kann man aufgrund des Datenschutzes beim Roten Kreuz keine Angaben. Die Situationen seien außerdem sehr unterschiedlich. Ein Positivbeispiel kann Buxbaum aber nennen: Eine Jugendliche, die bereits volljährig war, hat ihre Mutter gesucht. Auf der Website "Trace the Face" hat die Tochter Fotos hochgeladen. So konnte die Familie wieder zusammengebracht werden.

"Daher versuchen wir auch die Seite 'Trace the Face' bekannter zu machen", sagt Buxbaum. "Denn Personen können selbst tätig werden und es erhöht die Erfolgschancen enorm."

Um die Integration der zusammengeführten Familien in Österreich zu begleiten, bietet das Rote Kreuz Niederösterreich mit dem "Familien.Treffen" zudem ein Projekt, in dem geschulte Rotkreuz-Buddies diese Familien beim Ankommen in der neuen Heimat und dem Aufbau eines neuen Lebens in Österreich unterstützen.