Chronik/Niederösterreich

Neuer Anlauf zur Lösung alter Probleme

Er ist ein "waschechter" Eggenburger, der seit wenigen Wochen amtierende, neue ÖVP-Bürgermeister Georg Gilli, 51. Der hauptberufliche Müller hat es sich zur Aufgabe gemacht, die großen Probleme der Stadt mit ihren 3600 Einwohnern zu lösen.

Geändert hat sich an den großen Themen der Vergangenheit wenig. Wenngleich sein Vorgänger Willibald Jordan es geschafft hat, das sogenannte "Grätzel" – eine Häuserinsel auf dem mittelalterlichen Stadtplatz – vor dem Verfall zu retten. "Die Häuser sind mit Landeshilfe, ohne die das nie möglich gewesen wäre, saniert worden", sagt Gilli. Doch das kleine Lebensmittelgeschäft, das die Nahversorgung am Hauptplatz beleben hätte sollen, habe nach zwei Jahren aufgeben müssen. "Der Umsatz hat einfach nicht gereicht, weil trotzdem zu viel im Supermarkt eingekauft wurde", seufzt Gilli. Insgesamt spüre die Stadt schmerzhaft den wirtschaftlichen Sog der beiden nahe gelegenen Bezirksstädte Horn und Hollabrunn.

Nächstes großes Thema: Der Lindenhof, ehemalige Ausbildungsstätte für schwierige Jugendliche der Stadt Wien. "Ich bin froh, dass wir einen Draht zum Wiener Bürgermeister gefunden haben. So war es als erster Teilerfolg möglich, den Veranstaltungssaal auf dem Gelände für die Gemeinde zu nutzen", sagt Gilli. Doch die Zukunft des fünfeinhalb Hektar Areals mit sieben denkmalgeschützten Pavillons ist weiter offen. Das Psychosomatikzentrum der Stadt habe sich bereits für das Gelände interessiert. Denn die bestehenden Werkstätten könnten für therapeutisch hilfreiches Arbeiten genutzt werden.

Bauplätze

"Wir sind auch dabei, neue Bauplätze zu schaffen, damit junge Leute, die ein Einfamilienhaus errichten wollen, nicht mehr wegen fehlender Grundstücke abwandern", strahlt Gilli. Ab 2015, so hofft er, könne die Stadt Parzellen mit einem Quadratmeterpreis von 35 Euro anbieten. "Es ist wichtig, dass die Stadt lebt, das ist die Zukunft", betont der Stadtchef. Gleichzeitig beklagt er, dass das Förderwesen für die Renovierung historischer Gebäude unzureichend sei. Da hofft er auf ein Umdenken.

Mit den touristischen Erfolgen ist er einigermaßen zufrieden, die Nächtigungen würden leicht zunehmen. Dass allerdings ein alt eingesessenes Gasthaus zugesperrt habe, tut ihm weh. "Da ist es schwer, einen neuen Pächter zu finden, weil die Auflagen enorm sind. Da wären 100.000 Euro zu investieren", sagt Gilli.

"Viel fragen mich, warum tust du dir das an", lacht Gilli nach der Aufzählung der Aufgaben. Aber er habe mit den allermeisten Menschen gute Erfahrungen. "Ich sehe das nicht als Belastung, weil ich gelernt habe, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen." Hilfreich ist dabei, dass sein Sohn inzwischen im Mühlenbetrieb der Familie arbeitet.