NÖ: Neue Pflegeschule mit Matura gegen Fachkräftemangel
Mit einem österreichweit neuen Schultyp will man in Niederösterreich einen neuen Weg im Kampf gegen den prognostizierten Pflegenotstand beschreiten. Schon im nächsten Schuljahr will man in Gaming im Bezirk Scheibbs mit der Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP) erstmals eine fünfjährige Pflegeausbildung mit Matura anbieten. Geführt wird die neue Privatschule, die im Schulzentrum bei der Landwirtschaftlichen Fachschule einziehen wird, von der Caritas der Diözese St. Pölten.
„Bei steigender Lebenserwartung ist menschenwürdige Pflege eine Herausforderung, der wir uns nicht nur in Zeiten des Wahlkampfes stellen“, spielte Bildungsministerin Iris Rauskala auf aktuelle Debatten an. Sie war zur Vorstellung des neuen Schultyps nach Gaming gekommen. Es gehe um menschenwürdige Pflege bei der Beibehaltung der Qualitätsstandards, die die Medizin zu bieten hat. Im Bildungs- und Wissenschaftsbereich sei neue Ausbildung im Pflegebereich ein Anliegen, begründete sie die Unterstützung des Ministeriums für die neue Berufsbildende Höhere Schule. 10.000 Schüler in Gesundheits- und Pflegeschulen gibt es derzeit in Österreich. 1.700 schließen jährlich mit einem Bachelor in Diplompflege- oder Gesundheitsberufen ab. Es fehle eine Ausbildung mit Maturaabschluss, die lückenlos in ein Bachelor-Studium übergehe, erklärte Rauskala.
Ausschreibung
Trotz der professionellen Aufbereitung in Gaming, sei es notwendig, den neuen Schultyp im Oktober österreichweit auszuschreiben. Ihr Ministerium habe aber größtes Interesse, dass der Standort Gaming sein werde, versicherte die Übergangsministerin. Das sei auch für das Land NÖ und für die Region Scheibbs von großer Bedeutung, so Bildungs- und Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Entstanden ist die HLSP eigentlich aus einer Notsituation. Denn das Land wird im Zuge der Reform der Landwirtschaftsschulen (LFS) jene in Gaming in die Schule Gießhübl in Amstetten integrieren.
Erhitzte Gemüter
Im November 2017 beruhigten die damalige Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) und Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger die aufgebrachten Gemüter im Bezirk mit einem „Memorandum of Understanding“. Der Schulstandort Gaming sollte erhalten bleiben und eine Höhere Berufsbildende Schule, die der Region ohnehin fehlt, hier angesiedelt werden. Die Rahmenbedingungen in der LFS seien für die neue Pflegekaderschmiede ideal, sagte die Landesrätin. Denn hier waren soziale Inhalte schon bisher traditioneller Schwerpunkt in der Ausbildung. Die Schaffung von Pflegeangeboten seien ein Gebot der Stunde, in NÖ habe man heuer deshalb 400 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen. Mit der HLSP will NÖ auch den gesetzlichen Bestimmungen, dass man in Pflegeberufe erst mit 17 Jahren einsteigen darf, ein Schnippchen schlagen. So sollen Jugendliche abgefangen werden, die sich nach dem Schulabschluss für die Pflege interessiert hätten, aber altersbedingt andere Ausbildungswege einschlugen.
Um dem steigenden Personalbedarf gerecht zu werden, wird das künftige Caritas Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe (BIGS) drei Schultypen anbieten, erklärte Caritas-Chef Ziselsberger: Absolventen der HLSP werden nach fünf Jahren neben der Matura auch, je nach Wahl, Abschlüsse als Diplomsozialbetreuer oder als Pflegefachassistent in der Tasche haben. Für sie gibt Ziselsberger vorweg eine Jobgarantie ab.
Zudem wird für 14-Jährige eine dreijährige Fachschule für den Pflege- und Sozialbereich gestartet. Dazu kommt ein zweijähriger Schultyp für Alten- und Behindertenbetreuung ab 17 Jahren. Alle drei Schulen sind Privatschulen. Für zehn Monate im Jahr sind jeweils 125 Euro Schulgeld zu zahlen. Am 8. und 9. November werden im Bildungszentrum Info-Tage zu den neuen Schulen veranstaltet.