Chronik/Niederösterreich

NÖ: Neue Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen

„Für Betroffene ist es oft nicht einfach, die passende Einrichtung zu finden“, sagt Elisabeth Cinatl, Sprecherin der niederösterreichischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Die Vernetzung von Institutionen untereinander sei extrem wichtig, um ein gutes Hilfsnetz gegen Gewalt an Frauen aufzubauen. „Wir erleben es häufig, dass Frauen schon wo angedockt sind, aber das Puzzle sich nicht zusammensetzt“, schildert sie. Aufgrund dessen plant das Land Niederösterreich nun, regionale Vernetzungsplattformen einzurichten. Elisabeth Cinatl koordiniert dieses Projekt.

Polizei, Hausärzte, Krankenhäuser, Kindergärten, Politik, Verwaltung und weitere Einrichtungen sollen sich bei regionalen Vernetzungstreffen austauschen. „Wenn ich ein Gesicht zu einer Organisation habe, bekomme ich selbst einen anderen Bezug dazu und kann betroffene Frauen besser beraten“, so Cinatl. Gleichzeitig gehe es auch darum, mehr Bewusstsein zu schaffen. „Es gibt viele Gewalttaten. Es gibt wenige Anzeigen, noch weniger Verhandlungen und sehr wenige Urteile. Das liegt unter anderem an einer fehlenden Sensibilisierung der Justiz. Oft höre ich, Frauen würden sich in eigenen Aussagen verstricken“, so Chinatl. Auch diese Hürde soll bei den Vernetzungstreffen aus dem Weg geräumt werden. „Wir mussten feststellen, dass Hilfseinrichtungen oft zu wenig bekannt sind. Hier setzen wir an, um in den Gemeinden entsprechend zu informieren“, hieß es von der zuständigen Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP).

Das erste Treffen sei in Wr. Neustadt geplant. Zwei bis drei weitere Bezirke sollen noch dieses Jahr folgen. Zusätzlich entsteht ein Leitfaden zur „Interventionskette“ bei häuslicher Gewalt, der an alle beteiligten Organisationen ausgeteilt wird.

2020 bereits sechs Morde

Hintergrund der Maßnahmen ist die „leider große Zahl an Gewalttaten und Morden in der vergangenen Zeit“, sagte Cinatl. 2020 wurden in Österreich bereits sechs Frauen ermordet – alle Tatverdächtigen sind Männer. In fünf der sechs Fälle handelte es sich um Beziehungstaten. Einer der Fälle ereignete sich in Ybbs an der Donau (Bezirk Melk). Ein 50-Jähriger soll dort seine 42-jährige Ehefrau erstochen haben. Als Motiv nannte der Tatverdächtige Eifersucht. 2019 gab es in Österreich insgesamt 34 Frauenmorde, 2018 waren es sogar 41.