Mutter spielte im Bordell des Sohnes Wärterin
Von Ricardo Peyerl
Eltern schenken ihren Kindern ein Auto, eine Reise oder – wenn sie sehr vermögend sind – eine Wohnung. Das Ehepaar W. schenkte seinem Sohn Bordelle.
Der 47-jährige Frühpensionist Alois W. lebte davon, ausländische Frauen für sich als Prostituierte arbeiten zu lassen. Sein vermögender Vater kaufte ihm ein Studio in der Thaliastraße und ein weiteres in der Dresdnerstraße in Wien. Auch im Keller seines Elternhauses in einer Ortschaft im Bezirk Tulln, NÖ, richtete Alois W. ein Bordell ein. Es war zugleich das Gefängnis für zwei Frauen, die er (laut Anklage) dort durch Schläge gefügig machte.
Ab 22. Jänner wird Alois W., verteidigt vom Wiener Anwalt Nikolaus Rast, wegen Zuhälterei, Nötigung, Vergewaltigung, Freiheitsentziehung in St. Pölten der Prozess gemacht. Seine Mutter sitzt wegen Beihilfe zur Zuhälterei mit ihm auf der Anklagebank.
Sex-Homepage
Die Frauen mussten laut Staatsanwältin ein Martyrium über sich ergehen lassen, bis sie sich befreien konnten: 2003 lernte W. im Bordell „Skandalös“ im tschechischen Znaim Nomeda B. kennen. Er spielte den Verliebten, versprach ihr die Heirat, lockte sie nach Österreich. Hier schickte er sie auf den Strich. Die Frau musste im Akkord der Prostitution nachgehen, im Bordell in seinem Keller und in den Studios. W. ließ sogar eine Homepage installieren, auf der er Nomeda B. unter dem „Künstlernamen“ Claudia anpries. Er schrieb ihr die Anzahl der Freier, die Sexpraktiken, die Kleidung und die Arbeitszeiten vor. Das ging bis 2011 so, dann lernte sie einen Mann kennen, der ihr zur Flucht verhalf.
Alois W. schaute sich nach Ersatz um und fand die Slowakin Jana P., die in Wien als Pflegerin arbeitete. Er versprach ihr eine Wohnung, lockte sie in sein Haus, sperrte sie in den Keller und drohte, er werde in die Slowakei fahren und dort ihren achtjährigen Sohn erschießen. Tatsächlich waren in einem präparierten Lehnstuhl mit abnehmbarer Sitzfläche zwei Pistolen versteckt. So zwang er Jana P. unter dem Namen „Heidi“ zur Prostitution.
Mutter Margarete W. soll nicht nur als Aufpasserin und Haushälterin im Bordell fungiert, sondern ihren Sohn auch vor unangenehmen Nachfragen geschützt haben. Wenn jemand die offensichtlich misshandelten Frauen einmal zu Gesicht bekam, erklärte sie Verletzungen mit einem Sturz von der Treppe.