Chronik/Niederösterreich

Müllvermeiden mit Stil: Vom Kübel in den Kasten

Auf einem Tisch stapeln sich Teller und Tassen; Pelzmäntel hängen neben stylischen Bomberjacken an sechs langen Kleiderständern. Im Volkshilfe-Shop in Schwadorf, NÖ, schaut Projektleiterin Ella Rosenberger von der Volkshilfe Wien noch einmal nach dem Rechten.

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„Es gibt hier super Stücke um sechs Euro“, sagt sie, während sie die Waren noch einmal kontrolliert. „Am Land ist es den Leuten schon peinlich, etwas Hässliches herzuschenken.“ Tatsächlich finden sich nahezu ungetragene Schuhe neben Kinderspielzeug, das wie neu aussieht.

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Im Lager stapeln sich Unmengen an Kleidungsstücken bis hin zu Sportgeräten, die darauf warten, aufgehübscht zu werden, um neue Besitzer zu finden.

Gestern, Freitag, wurde mit der Eröffnung des Ladens am Wirtschaftshof der Startschuss für ein einzigartiges Projekt zur Müllvermeidung in NÖ gegeben. Als Vorbild diente auch der 48er-Tandler in Wien, sowie Initiativen in den Bundesländern.

"Schockierende" Farbe

Entwickelt wurde es vom Abfallverband Schwechat und der Gemeinde: Auf den 21 Müllsammelzentren im Verband wurden knallrosa Container aufgestellt. In diese können die Leute nicht mehr benötigte Waren abgeben. Ski und Snowboards sind derzeit viele zu finden. Am Anfang sei er über die Farbe etwas schockiert gewesen", erzählt Obmann Roman Stachelberger. Die Leute würden aber aufmerksam.

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Sind die Container voll, werden die Gegenstände zum Volkshilfeshop gebracht, wo sie begutachtet und für den Verkauf vorbereitet werden. „Elektrogeräte werden extern noch einmal geprüft“, erklärt Rosenberger. Re-Use wird das genannt, Wiederverwendung – oder Secondhand.

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Jobs für Arbeitslose

Das Besondere an der Initiative ist der sozialpolitische Charakter: Bei den vier Angestellten in dem Shop handelt es sich um ältere Langzeitarbeitslose, die nach sechs Monaten in reguläre Jobs in der Region vermittelt werden sollen. Zwei Männer und zwei Frauen haben derzeit die Chande für den beruflichen Wiedereinstieg bekommen.

Mit dem Flughafen Wien gibt es bereits einen ersten Kooperationspartner, sagt Schwadorfs Bürgermeister Jürgen Maschl. Sortierung, Preisgestaltung, Dekoration, Kundengespräche und Kassa sei Aufgabe der sogenannten „Transitarbeitskräfte“.

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250.000 Euro hat der Abfallverband, der 15 Gemeinden umfasst, für das Projekt in die Hand genommen. Dass man sich die Volkshilfe Wien als Partner ausgesucht hat, liege unter anderem an der langjährigen Erfahrung in diesem Bereich, sagt Maschl. Konkret betreibt die Organisation sieben Second Hand Shops und bietet Stellen für 128 Langzeitarbeitslose.

Schon vor der Shoperöffnung hatten zahlreiche Bürger den Frühjahrsputz genutzt und nicht mehr benötigte Waren in den Containern abgegeben. Viele würden Waren auch direkt beim Shop abgeben, berichtet der Ortschef.„Man sieht, dass Leute das Bedürfnis haben, Sachen wegzugeben. Schöne Dinge, die sie nicht wegwerfen wollen“, meint Rosenberger.

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Der Mehrwert solcher Initiativen ist beachtlich. Laut dem Re-Use- und Reparaturnetzwerk Österreich konnten durch Wiederverwertung 2017 rund 75.000 Tonnen CO2 eingespart werden. „Re-Use ist das Einzige, bei dem die Rohstoffe, die ein Produkt veredeln, erhalten bleiben“, erklärt Geschäftsführer Matthias Neitsch. Recycling alleine löse das Abfallproblem und den zunehmenden Rohstoffverbrauch nicht. Die Nachfrage nach Re-Use-Produkten steige, meint Neitsch. Der Trend zum Ausmisten kommt dem entgegen.

Näheres zum Re-Use-Shop:

schwechat.umweltverbaende.at

Weitere Informationen zu Initiativen zur Wiederverwertung unter:

www.sogutwieneu.at