Chronik/Niederösterreich

Milzriss und Brüche im Spital übersehen

Der Absturz eines Reisebusses mit 43 Bäuerinnen im Juni bei Pöggstall in Niederösterreich forderte wie durch ein Wunder keine Toten. Unter den 39 Verletzten gab es fünf bis sechs Frauen mit schweren Verletzungen. Diese Bäuerinnen kämpfen auch noch nach neun Wochen mit den Unfallfolgen.

Auf ein uneingeschränktes Leben kann Hilde Wagner, 51, aus Viehdorf vorerst nur hoffen. Neben den langsam weichenden traumatischen Erinnerungen plagen die Bäuerin Schmerzen. Und die quälende Frage, ob denn jemals "alles wieder wird". Wagner hatte den 20-Meter-Absturz im Businneren überstanden. Mit starken Schmerzen im Oberkörper und einer Wunde am Ohr kam sie ins Klinikum Krems. Dort wurden Prellungen und auch der Bruch einer Rippe diagnostiziert. Nach fünf Tagen Spital sollte es heimwärts gehen. Die Frau plagten aber weiter starke Schmerzen. Eine Ultraschalluntersuchung brachte den Grund zutage. "Es wurde ein Milzriss entdeckt. Dann hatte ich strenge Bettruhe", erzählt Wagner. Operation war keine mehr möglich.

Brüche

Alle Inhalte anzeigen

Der Grund, warum sich jetzt der NÖ Patientenanwalt Gerald Bachinger mit Wagners Krankengeschichte befassen muss, ist aber noch schockierender. Nach dem dreiwöchigen KH-Aufenthalt in Krems trauten die Patientin und ihr Hausarzt Mitte Juli nach einer Kontrolluntersuchung ihren Augen nicht. Röntgenbilder zeigten, dass noch weitere acht Rippen, sowie acht Wirbelfortsätze gebrochen waren. "Ich will niemandem Vorwürfe machen, aber mein Arzt meint, das gehört geklärt, damit so etwas nicht mehr passiert", sagt Wagner. Bis Ende September hat sie Arbeitsverbot, dann geht's auf Kur. Bachinger und das Klinikum Krems bestätigen die Untersuchung.

Mit offenem Unterschenkelbruch, Wadenbeinfraktur und Absplitterungen am Schienbeinkopf war Theresia Schweighofer, 60, von den Rettern unter dem Bus hervorgezogen worden. Im Klinikum Amstetten sei sie bestens betreut worden, erzählt sie. Auch Schweighofer leidet noch unter massiven Einschränkungen. Eine Kur soll nun Linderung bringen.

Ursache: Staatsanwalt lässt noch prüfen

Mit Spannung wird bei den Bäuerinnen aus Viehdorf und St. Georgen/Ybbsfelde (Bezirk Amstetten) die Entscheidung der Staatsanwaltschaft St. Pölten erwartet, wer für das Busunglück zur Verantwortung gezogen werden soll. Die 38-jährige Buslenkerin Brigitte B. hatte angegeben bei der Talfahrt auf der B 36 vor einer starken Rechtskurve in Würnsdorf plötzlich mit einem Bremsversagen am Bus konfrontiert gewesen zu sein. Busunternehmer Josef Pils verwies auf eine mängelfreie Überprüfung des Busses im April.

Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile die Expertisen eines Gutachters und eines Sachverständigen für Bremssysteme erhalten. "Wir warten jetzt noch auf Ermittlungsergebnisse zur Verantwortlichkeit für den Unfall. Auch der Abschlussbericht der Polizei ist noch nicht da", erklärt der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Gerhard Sedlacek. Zu den Erkenntnissen in den technischen Gutachten will Sedlacek noch nichts sagen. Jede Unfallbeteiligte wurde von der Polizei befragt.