Marchfelderhof: Was Liz und Co. an einen Tisch brachte
Von Michaela Höberth
Elizabeth Taylor hat es getan. Mehrmals sogar. Und auch Karol Józef Wojtyła, der spätere Papst Johannes Paul II, auf seinem Weg zur Konklave in Rom.
Waltraud Haas tat es unzählige Male, Richard „Mörtel“ Lugner vielleicht sogar noch öfter. Und der legendäre Falco tat es so gern, dass er nicht einmal mehr in die Karte schauen musste. Er wusste auch so, was er wollte: Einen Entenbraten nämlich.
Ja, sie alle haben bereits im Marchfelderhof gespeist. Und natürlich noch weitaus mehr Prominente aus Österreich und der Welt. Die Wände des Lokals sind über und über voll mit Erinnerungsfotos an ihre Besuche. Denn für ein Essen in dem Lokal ist scheinbar keinem Künstler, der etwas auf sich hält, der Weg zu weit. Selbst dann, wenn er dafür bis nach Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) fahren muss.
„Wir sind nicht im ersten Bezirk. Für Gerhard Bocek war daher klar, dass er etwas Besonderes schaffen muss, wenn der Marchfelderhof überleben soll“, erzählt Hausherr Peter Großmann, der nach Boceks Tod 2021 die Leitung des legendären Restaurants übernommen hat. Zuvor war der Marchfelderhof ein klassischer Gasthof: Mit bodenständigem Essen, einem Saal und ein paar Zimmern. Ein Traditionsbetrieb, der seit 1843 im Besitz der Familie Bocek war. Aber auch einer, wie man ihn früher in jeder größeren Ortschaft fand.
Gemeinsam mit seiner Schwester Hilde stellte Bocek daher den Familienbetrieb auf den Kopf – ungeachtet der Proteste seiner Eltern. In die Gasträume zog eine barocke Üppigkeit ein. Außerdem nützte Bocek jeden Zentimeter der Räumlichkeiten, um seine geliebten Sammlerstücke zu präsentieren. Von Instrumenten bis hin zu Figuren, von Alltagsgegenständen bis hin zu Skurrilitäten.
Mehr ist mehr
Heute sind es ziemlich genau 30.000 Objekte, wie Großmann weiß. „Die Mitarbeiter unserer Versicherung haben eine genaue Aufstellung gemacht. Sie waren eine Woche lang jeden Tag da!“, muss der Gastwirt lachen. Wobei er schon längst nicht mehr aktiv nach weiteren Deko-Objekten sucht; vielmehr werden ihm immer wieder Raritäten angeboten. Auch von Gästen, die sich dem Marchfelderhof verbunden fühlen.
„Entweder man liebt es, oder eben nicht“, sagt Großmann. So oder so: Die ausladende Dekoration gehört zum Marchfelderhof dazu, selbst bis in die letzten Winkel der Toilettenanlagen ist sie zu finden. Und sie beschäftigt wohl jeden Gast, und das nicht nur rein optisch: „Die häufigste Frage unserer Besucher ist, wo die Toiletten sind. Gleich danach kommt aber: Wie putzt ihr das alles?“ Die Antwort: Jeder der zehn Gasträume wird generalgereinigt, alle zehn Tage.
Erfolgsrezept
Doch Gerhard Bocek hatte nicht nur ein Faible für Extravaganz, sondern auch für Kunst. Was ihn auf die Idee brachte, mit prominenten Besuchern von seinem Lokal reden zu machen. Es dauerte nicht lange, bis auch die Presse seinem Ruf folgte. Nicht nur wegen großer Namen wie Romy Schneider, Freddie Mercury oder Roger Moore, sondern auch, weil die Abende im Marchfelderhof stets einem Event glichen.
„Bocek war der Pionier der Erlebnisgastronomie“, so Großmann, der selbst seit 45 Jahren zum Team des Marchfelderhofs gehört und einst als Lehrling hier angefangen hat. Und gemeinsam mit seinen 60 Mitarbeitern ist er derjenige, der das Restaurant im Sinne seines Erfinders weiterführt. „Es klingt wie eine Floskel, aber bei uns ist jeder Gast ein Superstar.“ Was vielleicht mehr als alles andere den Erfolg des Marchfelderhofs ausmacht.