Chronik/Niederösterreich

Luxus-WC für 150.000 Euro

Wer in Zukunft das stille Örtchen am Wiener Neustädter Hauptplatz aufsuchen wird, tut dies in einem ausgesprochen würdigen Ambiente – sollte man für diesen Preis zumindest meinen. 150.000 Euro kostet der neue öffentliche, voll verspiegelte WC-Monoblock bei der Mariensäule im Herzen der Stadt. Nicht nur der Kosten wegen sorgt das Projekt für ein politisches Donnerwetter.

„Geld und Vernunft spielen bei der SPÖ offenbar keine Rolle mehr“, wettern ÖVP-Klubobmann Philipp Gruber und Stadtrat Franz Dinhobl nach dem Bauausschuss Mittwochabend. Dort wurde die Toiletten-Entscheidung nach etwa einem Jahr Evaluierungs- und Nachdenkpause von SPÖ-Vizebürgermeister Wolfgang Trofer präsentiert. Die Reaktionen fallen heftig aus.

Nachdem vergangenes Jahr noch von einer 100.000 Euro teuren Variante für das stille Örtchen die Rede war, so liegt man nun deutlich darüber. 121.000 Euro macht die Anschaffung der Toilette aus, dazu kommen Bauarbeiten von 29.000 Euro. Ein Wartungsvertrag für zwei Jahre schlägt sich mit weiteren 16.000 Euro zu Buche.

„Die Kosten sind im Hinblick auf die Schulden der Stadt nicht zu rechtfertigen. Für dieses Geld baut sich ein Durchschnittsbürger ein Einfamilienhaus“, so die ÖVP. Auch der Standort neben der Mariensäule, einem Wahrzeichen der Stadt, sei völlig falsch gewählt.

„Dass Wahlkämpfe eine 'Zeit fokussierter Unintelligenz sind, wie es Michael Häupl einst treffend formuliert hat, weiß man ja. Dass sich die ÖVP bei dieser Fokussierung besonders hervortun will, ist mir neu“, kontert Trofer.

Vergleichbar

Ob die Sanierung und Instandhaltung des alten öffentlichen WC im Rathaus, oder der Bau einer anderen, neuen Toilettenanlage – alles hätte laut Trofer ähnliche Kosten verursacht.

Die moderne Toilette ist übrigens selbstreinigend und vandalensicher. Die Benützung der Toilettenräume kostet 50 Cent, das Pissoir soll kostenlos bleiben.

Auch ein anderer politischer Dauerbrenner war im Bauausschuss Thema. Die SPÖ präsentierte nach einem „Nachdenk-Sommer“ die Zukunftslösung für den Achtersee nach den Ausbaggerungen. Wie im Vorfeld diskutiert, bleibt ein Teil des Sees naturbelassen, der andere wird öffentlicher Badestrand. Offen ist noch, ob der Badeabschnitt bewirtschaftet oder frei zugänglich wird.