Chronik/Niederösterreich

Kunst- und Bildungsmeile wächst: Ein Verkehrskollaps droht

Fast täglich staut es auf dem Zellerplatz in Krems-Stein. Kreisverkehre, angelegt unter völlig anderen Voraussetzungen, können Autoverkehr und Fußgängerströme kaum mehr bewältigen. Der Grund: Uni-Campus und Kunstmeile haben sich rasanter entwickelt als angenommen. Die Schiffsanlegestelle ist bis zum Welterbezentrum gewachsen ist. Nun sollen weitere Einrichtungen dazu kommen. Der Kollaps droht, warnen auch Bewohner. Politik und Fachleute haben sich auf Lösungssuche gemacht.

"Die Aufgabe verträgt keinen Aufschub", mahnt auch der Ziviltechniker Werner Retter, der kürzlich gemeinsam mit Sohn und Nachfolger Philipp das 40-Jahr-Jubiläum seiner Firma feierte. Seit langem begleitet er die Stadt verkehrsplanerisch.

"Schon jetzt ist die Lage extrem schwierig, weil sich mehrere unterschiedliche Verkehrsströme kreuzen. Einerseits der Autos auf der B3 und B35, andererseits der Touristenverkehr, welcher in oft großen Gruppen als Folge der Bus- und Schiffsentladungen B3 und die B35 quert, um zur Kunstmeile zu gelangen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass das Restaurant der Schiffstation sich zum Gästemagnet entwickelt hat. Der Autoverkehr kommt bereits jetzt phasenweise zum Erliegen", sagt Retter. Schon bald kommen die Landsteiner-Universität und das geplante Niederösterreich Museum dazu. "Das Museum bekommt ein Parkdeck südlich der B3, seine Nutzer müssen die B3 zusätzlich queren", ergänzt Retter.

Neue Ansätze

Retter fordert: "Konventionelle Lösungsansätze mit Unter- oder Überführungen für Fußgänger und Autos werden in dieser kritischen Situation keine allseits befriedigenden Lösungen bringen. Ich bin für vollständig neue Denkansätze. Beispielsweise durch zusätzliche Verknüpfungen der B3 mit der B35 sowie der Steiner Landstraße. Da muss ein schon diskutierter Anschluss von der Utzstraße zur B3 einbezogen werden."

Kremser Bürger haben am 22. September um 19 Uhr die Gelegenheit, sich bei einer Podiumsdiskussion der "Radlobby Krems" zum Thema Mobilität und Lebensqualität zu äußern.

Das ganze Interview:

KURIER: Wie sieht die Situation derzeit aus?
Retter: Schon jetzt ist die Lage extrem schwierig, weil sich im maßgebenden Bereich mehrere unterschiedliche Verkehrsströme kreuzen. Einerseits der Autos auf der B 3 und B 35, andererseits der kreuzende Touristenverkehr, welcher in oft großen Gruppen zu Folge der Bus- und Schiffsentladungen B 3 und die B 35 quert, um zur Kunstmeile zu gelangen. Verschärft wird die kritische Situation dadurch, dass das Restaurant bei der Schiffstation ein Gästemagnet wurde.

Wie wirkt sich das aus?
Die Kreisverkehre, die vor cirka 20 Jahren als Ersatz für eine Ampel errichtet wurden, sind durch die ursprünglich nicht vorhersehbaren Frequenzen an ihre Grenzen gelangt. Schon jetzt bringen die großen Fußgängergruppen den Autoverkehr auf der B 3, welche zur Zeit die Hauptzufahrtsroute über die B 35 zum innerstädtischen Bereich darstellt, phasenweise zum Erliegen. Dabei ist zu beachten, dass das neue Museum sowie die Landsteiner Universität noch gar fertig sind und für zusätzliche Frequenz sorgen werden.

Wie will man das für das Museum lösen?
Für die Museumsbesucher wird zwischen B 3 und Donau ein Parkdeck errichtet. Diese Benützer müssen die B 3 zusätzlich queren.

Ist das Problem Stadt und Land bewusst?
Das Problem ist sowohl Stadt als auch Land bewusst geworden. Bei Stadt und Land wird die Suche nach einer Lösung intensiv betrieben, in deren Rahmen laut den Entscheidungsträgern alle Lösungen angedacht werden dürfen.

Haben Sie einen Vorschlag dazu?
Konventionelle Lösungsansätze mit Unter- oder Überführungen für Fußgänger und Autos werden in dieser kritischen Situation keine allseits befriedigenden Lösungen bringen. Ich bin der Meinung, dass hier vollständige neue Denkansätze den Planungen zu Grunde gelegt werden müssen. Dies könnte eine Verteilung des Fahrzeugverkehrs im Bereich der derzeitigen Kreisverkehre zu Gunsten der querenden Fußgänger durch zusätzliche Verknüpfungen der B 3 mit der B 35 sowie der Steiner Landstraße erzielen. In diesem Zusammenhang muss das Untersuchungsgebiet auch bis zu einem schon diskutierten Anschluss an die B 3 in Verlängerung der Utzstraße miteinbezogen werden.