Chronik/Niederösterreich

Kritik an Bauboom in der Wachau

"Da entsteht ein für unser Verständnis überdimensioniertes Baumonstrum, das eine reizende Kulturlandschaft zur Allerweltsgegend macht." So beschreiben Robert und Gertrude Niesner aus Graz den Rohbau für ein Wirtschaftsgebäude, das in Spitz in der Wachau entsteht, in einem Email an den KURIER.

Sie sind nicht die einzigen, die sich an der elf Meter hohen Mauer stoßen. Immer mehr unpassend erscheinende Neubauten regen die Menschen auf. Sie sorgen sich um die Zukunft des Welterbegebietes. Hintergrund dafür sind fehlende Schutzmechanismen.

"Die Entwicklung in Österreichs Welterbegebieten ist generell besorgniserregend, weil nur noch das Geld zählt", meint auch Wilfried Posch, der für die UNESCO-Unterorganisation ICOMOS über die Wachau wacht.

Geprüft

Den kritisierten Weinkeller errichtet der Spitzer Topwinzer Franz-Josef Gritsch. Im Genehmigungsverfahren dafür wurden die strengsten derzeit gültigen Richtlinien herangezogen. Doch die unterscheiden sich kaum von Vorschriften für einen Bau im Industrieviertel.

Eigentlich sollte deshalb längst ein sogenannter Schutzzonenplan den Umgang mit Alt- und Neubauten in der gesamten Wachau regeln. "Trotz Nachfragen wurden wir in diese Zonenregelung nicht eingebunden", seufzt dazu Welterbeschützer Posch. Es macht ohnehin erst eine einzige Wachauer Gemeinde, nämlich Rossatz-Arnsdorf, mit.

"Voraussetzung für die Anwendung Schutzzonen ist ein gültiger Gemeinderatsbeschluss. Wir können und wollen keine Gemeinde zwingen, nur für das Modell werben", erklärt Stefan Schraml, Leiter des Gebietsbauamtes Krems, das die Zonenpläne koordiniert. Aber auch er muss zugeben: Die Zonen habe den Charakter eines normalen Bebauungsplanes, wie ihn jeder Ort erlassen kann. Strengeren Schutz als anderswo dürfte es in der Wachau – schon wegen der Gleichbehandlung – gar nicht geben.

Dabei hätte es in Spitz auch anders laufen können: Seit 2008 wollte Gritsch neben seinem mittelalterlichen Hof bauen: "Ich wollte einen Keller zwei Stockwerke tief in der Erde errichten, der wäre unsichtbar gewesen", erzählt er. Doch die Schwierigkeiten seien unüberwindlich gewesen. Der Bürgermeister habe seine unterschriftsfertige Vereinbarung mit der Diözese für einen benötigten Grund torpediert. "Das ist falsch", weist Nunzer den Vorwurf entrüstet von sich.

Den Baugrund hat Gritsch jedenfalls nicht bekommen. "Dann habe ich oben am Hang gebaut", erklärt er. Doch werde das fertige Haus ganz anders wirken als der Rohbau, betont Gritsch.

Dagegen

"Wir haben uns dagegen entschieden, weil unsere Ortskerne unter Denkmalschutz stehen. Bei uns dürfen Winzer nur in Gräben bauen, wo man es kaum sieht", erklärt Nunzers Nachbarbürgermeister Anton Bodenstein aus Weißenkirchen. Der eines weiß: "Weinbau und Tourismus sind unsere Standbeine. Wenn wir die Kulturlandschaft nicht schützen, gefährden wir das."

Inzwischen sind die Gemeinden Mautern und Dürnstein gewillt, die Zonen anzunehmen.