Krippen-Kunst: Vier geschickte Hände für ein Halleluja
Von Patrick Wammerl
Eigentlich haben sie Abwechslung vom fordernden Job im Krankenhaus gesucht. Etwas, bei dem man den Alltag hinter sich lässt und ganz einfach „abschalten“ kann. Entstanden ist daraus eine brennende Leidenschaft, deren Flamme bereits seit zwei Jahrzehnten lodert.
Andrea und Franz Trnka haben ihr Leben dem Krippenbau verschrieben. Das pensionierte Ehepaar aus Felixdorf bei Wiener Neustadt hat für den KURIER das Tor zu ihren heiligen Hallen geöffnet. „Im Haus ist schon lange kein Platz mehr“, schildert der geprüfte Krippenbaumeister. In den Regalen einer eigens angemieteten Lagerhalle stehen eng aneinander geschlichtet knapp 80 besondere Schätze: Orientalische Krippen, heimatliche Sujets, Krippen nach dem Vorbild italienischer Meister, eine Spiegelkrippe und viele mehr. Alle in stundenlanger und aufwendiger Arbeit gefertigt.
Fieber gepackt
Begonnen hat alles vor 23 Jahren, erinnert sich Andrea Trnka (61). Das Paar war damals in einem Holzfachgeschäft in Wiener Neustadt. „Dort war zu der Zeit eine Krippenausstellung. Da hat uns das Fieber gepackt“, schildert das Ehepaar.
Sie belegten Krippenbaukurse und tauchten rasch in die Materie ein. In ihrer Freizeit reiste das Paar nach Süd- und Osttirol, besuchte im Urlaub Ausstellungen und die großen Meister des seltenen Handwerks. „Wir waren in den Bergen und haben in der Natur gesammelt, was wir später an Materialien verbaut haben“, sagt Franz Trnka (65).
Was die Werkstoffe anbelangt, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert. Während man früher bei heimatlichen Modellen echte Holzschindeln zur Deckung der Ställe verwendete, kommt heute fast ausschließlich XPS-Dämmstoff zum Einsatz. Das Styrodur wird geschnitten, strukturiert und bemalt. „Mit dem Vorteil, dass die Krippe fast kein Gewicht mehr hat“, erklärt das Paar. Mittlerweile verfügen sie über eine der größten Privatsammlungen.
Unschätzbarer Wert
Für sie ist die Darstellung der Weihnacht und Christi Geburt zur Adventzeit nicht wegzudenken. Nirgends lasse sich der Zauber des Festes besser darstellen als mit einer Krippe.
Die handgefertigten Werke sind nicht nur von beachtlichem ideellen Wert für das Paar. Die Rohlinge für jede einzelne Krippenfigur stammen aus einer bekannten Manufaktur in Südtirol. Jedes Stück kostet mehrere Hundert Euro.
Auch wenn Andrea Trnka selbst ganze Krippen fertigt, gehört ihre Leidenschaft mittlerweile Maria, Josef und dem Jesuskind. Mit Stoffresten, Tapetenkleister und Fingerspitzengefühl verleiht sie den Figuren ein ganz besonderes Antlitz. „Die Kunst liegt in der richtigen Faltenbildung.“
Ausstellung im Feuerwehrhaus
Krippenbaumeister, wie Franz Trnka einer ist, wird man nicht so einfach von heute auf morgen. Die Ausbildung dauert vier Jahre und führt stufenweise bis zur Meisterprüfung. Dabei zieht jeder Anwärter ein Thema und muss innerhalb von 48 Stunden die dazu passende Krippe anfertigen – im richtigen Maßstab, auch „Krippenmeter“ genannt, versteht sich. „Josef darf sich nicht den Kopf an der Scheune stoßen. Die Proportionen müssen stimmen“, sagt Franz Trnka. Bewertet wird jedes Modell schließlich von einer Kommission.
Zu bewundern sind 82 Krippen bei der heurigen Ausstellung des Paares von 9. bis 11. Dezember im Feuerwehrhaus Felixdorf (9.u.10.12. von 14 bis 19 Uhr, 11.12. von 10 bis 19 Uhr).