Chronik/Niederösterreich/Krems

Tauschgeschäft: Zeit schenken und für später gutschreiben lassen

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Es ist eigentlich ein sehr einfaches Prinzip, auf dem das Netzwerk Zeitpolster agiert. Ich helfe jemandem bei unterschiedlichen Tätigkeiten. Brauche ich in Zukunft irgendwann selbst Unterstützung, kann ich auf mein Zeitkonto zugreifen. In immer mehr Gemeinden und Städten wird das System schon umgesetzt.

Vor allem in Vorarlberg, wo Gernot Jochum-Müller Zeitpolster gegründet hat, gibt es bereits einige Teams. Aber auch im Osten des Landes versucht man vermehrt, Gruppen aufzubauen, wie derzeit etwa in Krems, erklärt Judith Schneider, die dort für die Regionalentwicklung zuständig ist.

Breites Angebot

Den Verein Zeitpolster gibt es operativ seit 2018. „Es gab eine einjährige Vorbereitungszeit, wo das Konzept ausgefeilt und die Onlinedatenbank erstellt wurde“, sagt Schneider im Gespräch mit dem KURIER. Angeboten werden unterschiedliche Betreuungsleistungen, allerdings keine Pflegetätigkeiten. Es sei aber ein breites Angebot. Handwerkliche Hilfe, Fahrten zum Arzt oder die Erledigung von Einkäufen sind etwa möglich. Personen, die selbst noch keine Zeit angespart haben, zahlen acht Euro pro Stunde. Die Hälfte davon geht auf ein sogenanntes Notfallkonto. „Das kann in Anspruch genommen werden, wenn niemand verfügbar ist. Dann können auch von außen Hilfeleistungen zugekauft werden“, sagt Schneider.

Meistens sei eine regelmäßige Betreuung durch Zeitpolster-Helfer gewünscht. „Es gibt aber auch einmalige Fälle. Letztens hat sich eine ältere Dame in Wien gemeldet, die Hilfe bei digitalen Fragen gebraucht hat“, schildert Schneider. Haben die Vermittlerinnen einmal zwei Personen zusammengebracht, machen sich die beiden alles Weitere aus.

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Aufeinander schauen

In Krems befindet man sich noch in der Gründungsphase der örtlichen Zeitpolster-Gruppe, sechs Helfende haben sich aber schon gefunden. Einer davon ist Christian Kronberger, der das Netzwerk für „eine super Idee“ hält. „Ich finde, es ist wichtig, dass man in der Gesellschaft wieder ein bisschen aufeinander schaut und wir uns gegenseitig unterstützen“, erklärt Kronberger seine Beweggründe. Der mag den Gedanken des Systems, selbst Zeit auf ein Konto zu bekommen. Sein Hauptgrund, dabei zu sein, ist es jedoch gemeinsam zu helfen. „Es gibt auch die Möglichkeit, angesparte Stunden an Leute zu verschenken, die sie nötiger haben als man selbst“, sagt Kronberger.

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Plattform

Man wolle keine Konkurrenz zu anderen Unternehmen sein, „aber ich finde, viele Tätigkeiten sind in der Gesellschaft möglich. Und dafür gibt es jetzt eine Plattform“.

Wer seine Leistungen anbieten will, kann sich auf der Plattform www.zeitpolster.com anmelden oder sich unter 0664/88720771 telefonisch informieren. Sollte man dann tatsächlich eine Person betreuen, wird beim ersten Treffen überprüft, ob man auch auf derselben Wellenlänge ist: „Das Wichtigste ist, dass die Helfenden und die Betreuten zufrieden sind.“

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