Chronik/Niederösterreich

"Bedürfnisse von Behinderten berücksichtigen"

Der Chef des Bezirksverbandes des Kriegsopfer- und Behindertenverbandes im Bezirk Krems, Alois Unternährer, ist sauer: „Seit Jahren fordere ich, dass ein Beirat eingerichtet wird, der Interessen Behinderter in der Stadt vertritt. Aber es passiert nichts. Dabei hat uns die SPÖ, die jetzt den Bürgermeister stellt, in der Vergangenheit unterstützt.“ Stadtchef Reinhard Resch, seit Oktober 2012 im Amt, argumentiert dagegen: „Das ist längst alles im Laufen.“

„Seit 2008 versuche ich, so einen überparteilichen, ehrenamtlichen Beirat in der Stadt durchzusetzen, in dem Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen vertreten sind. Die SPÖ hat damals sogar einen entsprechenden Antrag gestellt, den die damals stärkste Fraktion, die ÖVP abgelehnt hat“, erinnert sich Unternährer. Er vertritt in Stadt und Bezirk Krems über seinen Verband mehr als 1000 Personen, ist außerdem seit Jahrzehnten in der Behindertenarbeit tätig. Seinen Erfahrungen nach ist es wichtig, dass Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eingebunden werden, weil beispielsweise Menschen mit Sehschwäche andere Probleme haben als Gehbehinderte. „Die Erfahrungen sollen über den Beirat in den Bau von Wohnungen ebenso einfließen, wie in die Nutzbarkeit öffentlicher Einrichtungen“, betont Unternährer.

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Inzwischen ist es zu einem Treffen zwischen Bürgermeister Resch und Unternährer gekommen. „ Der Vorschlag von Herrn Unternährer ist einer von insgesamt vier, die sich im Kern nicht sehr stark von einander unterscheiden. Demnächst wird es eine politische Sitzung geben, in der wir entscheiden, wie wir das zusammen führen“, betont Resch. Grundsätzlich sei die Angelegenheit allerdings auf Schiene, betont der Stadtchef. „Herr Unternährer war nie aus dem Prozess ausgeschlossen“, ergänzt Resch.

Sorge

Unternährer selber hat die Sorge, dass zu viele Leute eingebunden werden, die wenig Erfahrung mit der Thematik haben. Irritiert hat ihn die Gründung eines neuen Behindertenvereins namens „Chancengleich“, dessen Präsident SPÖ-Stadtrat Albert Kisling – selbst Rollstuhlfahrer – ist. Unternährers Eindruck: Der neue Verein solle die Rolle eines Beirats übernehmen. „Das ist ein Missverständnis“, betont Kisling. Der Verein wolle hauptsächlich Sportaktivitäten Behinderter fördern.

„Im Mai wird der Beirat Gegenstand von Verhandlungen sein, um ein gemeinsames Papier zu formulieren“, kündigt Resch an.

Unternährer hingegen bleibt skeptisch, hofft aber, dass es endlich zu einer Verbesserung für die Betroffenen kommt.