Chronik/Niederösterreich

"Kommendes Jahr wird gebadet"

In der politischen Debatte um die Zukunft des Achtersees scheint der Zug abgefahren zu sein. Für die SPÖ-Mehrheit ist nicht mehr daran zu rütteln, dass das 53.000 große Areal ab dem kommenden Jahr eine Naturbadestelle wird. Dem ÖVP-Vorschlag, ein eingezäuntes und bewirtschaftetes Freibad daraus zu machen, kann die rote Stadtregierung nichts abgewinnen.

Wie vom KURIER berichtet, hatte die ÖVP zu dem Thema eine Bürgerbefragung durchgeführt und 2000 Rückmeldungen erhalten. 44,06 Prozent stimmten dabei für ein Seebad mit Eintritt und der dazu gehörigen Infrastruktur, 42,39 % hingegen für einen Natur-Badestrand (ohne Eintritt und Umzäunung). 13,55 Prozent waren dafür den See völlig unberührt zu belassen. ÖVP-Vizebürgermeister Christian Stocker will mit dem Ergebnis nochmals bei Bürgermeister Bernhard Müller intervenieren, nichts zu überstürzen.

Müllers Projektverantwortlicher, SPÖ-Stadtrat Horst Karas, bekrittelt jedoch, dass Stockers Umfrage reichlich spät kommt. "Wir befassen uns seit über einem Jahr intensiv mit dem Thema und es gab eine breit angelegte Bürgerbeteiligung."

Kostenfrage

Aus diesem Prozess habe man Schlüsse gezogen, die wie folgt aussehen: "Rechtlich ist der See eine Naturbadestelle. Das Baden ist daher erlaubt und möglich, dafür brauchen wir kein eingezäuntes Freibad", spricht Karas auf die enormen Kosten eines solchen Projekts an. Alleine die Einzäunung hätte 300.000 Euro verschlungen, die Mitarbeiter für den Badebetrieb mehr als 100.000 Euro jährlich. "Und jeder weiß, dass fast jedes Bad schwer defizitär ist", schildert der Stadtrat. Seinen Angaben nach war es ein oft genannter Bürgerwunsch, den See so naturbelassen wie möglich zu gestalten. Aus Hygienegründen werden jedoch Toiletten kommen.

Die Stadt hat bereits beim Land NÖ einen Antrag gestellt, den Achtersee in die Liste der "EU-Badestelle" aufzunehmen. Damit würden die Kosten für die zehn vorgeschriebenen Überprüfungen der Wasserqualität pro Jahr vom Bund bezahlt werden. Auch wenn das Areal derzeit noch einer Mondlandschaft gleicht, ist sich Karas sicher: "Kommendes Jahr wird gebadet." An manchen Stellen wurde bereits begonnen, eine Humusschicht aufzutragen. Ende Juni präsentiert das Stadtgartenamt einen Plan zur Bepflanzung. Einige Schulen haben mit Projektarbeiten an der Oberflächengestaltung mitgewirkt.