Chronik/Niederösterreich

Karl Schlögl gibt Rücktritt als Bürgermeister bekannt

Karl Schlögl (SPÖ) hat am Donnerstagvormittag bekannt gegeben, „komplett aus der Politik auszuscheiden und als Bürgermeister zurückzutreten“, wie er bei einer persönlichen Erklärung in Purkersdorf (Bezirk St. Pölten) verkündete.

„Ich habe lange hin und her überlegt. Aber nach 40 Jahren in der Politik, wo ich auch in der Spitzenpolitik tätig war, habe ich mich dafür entschieden“, sagt er. Nur wenige Politiker seien auf allen Ebenen – von der Gemeinde, über das Land bis zum Bund – während ihrer Laufbahn tätig gewesen.

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Höhen und Tiefen

Insgesamt blickt Schlögl positiv auf seine verschiedenen Stationen zurück. „Ich bin dankbar für alle Funktionen, die ich ausgeübt habe. Ich habe immer versucht, gestaltend und verändernd zu wirken“, sagte der 63-Jährige. Natürlich hätte es während seiner langen Zeit als Politiker Höhen und Tiefen gegeben.

Dabei spielt er etwa auf seine Rolle als Innenminister von 1997 bis 2000 an. Rückschläge hätte es insbesondere während dieser Zeit gegeben. Trotzdem gab es damals auch Erfolge, wie  die Einführung der DNA-Analyse, die Schaffung von Interpol, sowie  die Aufklärung der Briefbomben. Und in seine Zeit als Innenminister sei auch die Balkankrise gefallen, „die wir damals besser gelöst haben als jetzt, obwohl es damals mehr Flüchtlinge gab.“

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"Harmoniebedürfnis"

Nach der Zeit in der Bundespolitik wechselte er auf Landesebene und war drei Jahre lang niederösterreichischer Landesparteivorsitzender der SPÖ. Für wenige Monate war er auch Landeshauptmannstellvertreter. Auf dieses „kurze Abenteuer“ hätte er im Nachhinein aber lieber verzichtet. Das sei eine sehr kurze Periode und er wäre eigentlich nicht voll motiviert für dieses Amt gewesen.

Schlögl sei aber immer bemüht gewesen, ein Konsenspolitiker zu sein – über die Parteigrenzen hinweg. „Manchmal habe ich aber auch spaltend gewirkt, weil ich oft als Erster Dinge gesagt habe. Bei vielem habe ich aber auch Recht behalten“, sagt der scheidende SPÖ-Politiker. Im Jänner hatte er sich noch für eine personelle Erneuerung der Parteispitze ausgesprochen – zum Abschied wollte er unter Hinweis auf sein „Harmoniebedürfnis“ kein Statement mehr zur Bundespolitik abgeben.

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Zukunft mit Enkeln

Stolz äußerte sich Schlögl über die Entwicklung von Purkersdorf. Fast 27 Jahre war er hier Bürgermeister. Erstmals 1989. „Damals hatte Purkersdorf 5000 Einwohner, heute sind es doppelt so viele. Wir haben eine hohe Lebensqualität hier. Es wurde viel geschafft und wir nehmen eine Vorbildrolle für andere Städte ein.“

Mit 31. Oktober möchte Schlögl seine Ämter zurücklegen. Am 6. November werde dann der Nachfolger gewählt. Sein Wunschkandidat ist Gemeinderat Stefan Steinbichler (SPÖ). „Es wird einen Generationenwechsel geben müssen“, sagte er. Mit ein Grund für seinen Rücktritt: Er wollte bei der kommenden Gemeinderatswahl im Jahr 2020 aus Altersgründen nicht mehr antreten. Und: „Es ist der richtige Schritt für mich, meine Familie und die Entwicklung des Ortes.“ Die nächsten zwei Monate werde er noch nutzen, um die Übergabe ordnungsgemäß abzuwickeln.

Über seine Zukunftspläne sagte er: „Ich habe mir vorgenommen, ein interessierter politischer Beobachter zu sein, aber kein Berufskritiker.“ Er freue sich auf den neuen Lebensabschnitt – besonders viel Zeit möchte er seinen vier Enkelkindern widmen.

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Politische Laufbahn

Schlögl blickt auf vier Jahrzehnte in der Politik zurück. In dieser Zeit war er u.a. Mitglied des Bundesrates und Abgeordneter zum Nationalrat, Staatssekretär (7. April 1995 bis 28. Jänner 1997), Innenminister (28. Jänner 1997 bis 4. Februar 2000), niederösterreichischer Landesparteivorsitzender der SPÖ (21. November 1998 bis 5. Mai 2001) sowie für wenige Monate auch Landeshauptmann-Stellvertreter (5. Oktober 2000 bis 19. April 2001).

Bürgermeister von Purkersdorf war Schlögl erstmals von 1989 bis 1997. Zum zweiten Mal kam er am 2. Mai 2000 in dieses Amt.