Kabarett: „Das jüngste Gesicht“ mit Omas Bart
Von Marlene Penz
Der Saal ist brechend voll – ausverkauft – alle warten darauf, dass er endlich auf die Bühne kommt. Das Licht geht an, auf der Bühne steht ein Pult, eine Gitarre, ein Stuhl und ein Mikro. Wenige Sekunden später kommt Christoph Fritz in Jeans und Hemd auf die Bühne. Er stellt sich in die Mitte der Bühne, umklammert mit beiden Händen ein Mikrofon wie einen Anker.
Er wirkt schüchtern und beginnt sich vorzustellen: „Mein Name ist Christoph Fritz, aber Sie können ganz einfach Herr Fritz zu mir sagen“. Er sagt, er sei 25 Jahre alt, was sich aber laufend ändere, nämlich jedes Jahr. Und er sagt, dass er weiß, dass er eigentlich jünger ausschaut, dabei habe er schon einen anschaulichen Bartwuchs, so wie seine Oma.
Selbstironie
Der Weinviertler Christoph Fritz tourt derzeit mit seinem Debütprogramm „Das jüngste Gesicht“ durch Österreich. Sein „junges Gesicht“ ist in den rund 80 Minuten häufig Thema: „Das Feedback, dass ich jünger aussehe, als ich bin, habe ich eigentlich schon mein ganzes Leben bekommen und da hab ich mir gedacht, das ist eigentlich ein guter Titel“, erzählt er im Gespräch mit dem KURIER. Aber nicht nur sein Aussehen, auch seine Heimat – Hausleiten bei Stockerau –, sein Studium an der Wirtschaftsuniversität, sein Alltag bei einer Versicherung und seine Erfahrungen mit Frauen sind Thema.
„Beim ersten Programm habe ich mir gedacht, ich nehme etwas, wo ich mich auskenne und das bin eben ich. Ich ziehe mich selbst durch den Kakao und auch Dinge, die sich mir auf dem Weg anbieten“, sagt der Newcomer. Begonnen hat seine Karriere in der Kabarettszene Anfang 2016.
Feldversuch
„Ich wusste nie, ob ich lustig bin und deshalb wollte ich einen Feldversuch starten.“ Dieser Feldversuch passierte in einem Australischen Pub in Wien bei einem Open-Mic (offene Bühne bei der Gäste spontan auftreten, Anm. d. Red.). „Ich habe mich angemeldet beim Moderator, dann habe ich mich wieder abgemeldet. Während ich am Klo war, hat mich eine Freundin wieder angemeldet“. Und dann musste er durch. Er erzählt, dass er danach noch immer nicht wusste, ob er lustig sei, aber dass immerhin einige gelacht hätten. Gesprochen habe er vor allem über seinen mangelnden Erfolg bei Frauen, weil sich das so gut für Witze geeignet hätte.
Auf die Frage, ob das mit den Frauen nun besser geworden sei, antwortet er: „Es geht nicht schlechter als vorher. Es macht mich aber, glaube ich, schon ein bisschen spannender, dass ich einen coolen Beruf habe. Man stößt auf mehr Interesse, als wenn man sagt, man arbeitet bei einer Versicherung.“
Nun ist er hauptberuflich Kabarettist und Stand-p-Comedian. 2018 wurde er mit seinem Programm „Das jüngste Gesicht“ mit dem Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises ausgezeichnet. Er trat im Fernsehen bei „Was gibt es Neues?“, „Willkommen Österreich“ oder „Pratersternen“ auf.
Wiedererkennung
Manchmal wird er abseits der Bühne schon erkannt, wie er erzählt und er hofft, dass er es sich in Hausleiten noch nicht verscherzt habe, denn auch der Ort kommt „in abgewandelter Form und stark überzeichnet“ im Programm vor. „Sie spucken mir zumindest noch nicht in die Schinkensemmel beim Billa“. Wie er da sicher sein kann? „Ich kaufe keine mehr.“ Was sich sonst noch geändert hat, seit er den Beruf gewechselt hat: „Jetzt können mich auch die Leute bei der Arbeit besuchen, in der Versicherung ist selten jemand zu Besuch gekommen und hat mir zugeschaut beim Bilanzen eintippen.“
Der Humor des jungen Talents ist schwarz, trocken und teilweise absurd. Die Gitarre auf der Bühne kommt beim „jüngsten Gesicht“ zwei Mal zum Einsatz, wenn er Lieder über Mädchen trällert. Ansonsten steht Christoph Fritz in der Mitte der Bühne, klammert sich während dem ganzen Auftritt an das Mikrofon. Manchmal muss er selbst lachen, aber dann nur kurz, ansonsten blickt er ernst zum Publikum. Er sei immer nervös vor einem Auftritt und erst bei der Zugabe könne er sich entspannen: „Wenn das Publikum einmal lacht, hat man noch nicht gewonnen. Es heißt nicht, dass sie beim nächsten Witz wieder lachen. Kein Gelächter ist selbstverständlich.“
Termine
In seinem Debütprogramm „Das jüngste Gesicht“ gewährt Christoph Fritz Einblicke in seine Lebensgeschichte und Gedankenwelt. Alles begann in einer kleinen ländlichen Gemeinde, in der Veganismus als Einstiegsdroge zur Homosexualität gilt.
5. Oktober,19:30 Uhr: Perchtoldsdorf, Burg – Festsaal
19. Oktober, 19:30 Uhr: Krems, IMC Fachhochschule Krems
24. Oktober, 19:30 Uhr: St. Pölten, Bühne im Hof
14. November, 20:00 Uhr: Mödling, Stadtgalerie Mödling
16. November, 20:00 Uhr: Viehdorf, Gasthaus Ehebruster
Tickets auf christophfritz.at
Der Niederösterreicher wurde am 24. Mai 1994 in Hausleiten im Bezirk Korneuburg geboren. Seine Matura machte er 2010 am Bundesrealgymnasium Stockerau. Danach studierte er an der Wirtschaftsuniversität und arbeitete bei einer Versicherung. Im Alter von 21 Jahren machte er seine ersten humoristischen Gehversuche auf offenen Bühnen und nahm an Wettbewerben teil.
Am 30. Jänner 2018 feierte Fritz die Premiere seines Debütprogramms „Das Jüngste Gesicht“. Dafür erhielt er den Österreichischen Kabarettpreis 2018.