Chronik/Niederösterreich

Holzstämme auf Auto: Vierfache Mutter überlebte nicht

Keine Chance hatte jene 57-jährige Autolenkerin, deren Wagen Montagfrüh in Horn unter einer Ladung Holzstämme begraben wurde: Irene S., die ihren 53-jährigen Ehemann zum Bahnhof bringen wollte, erlag am Dienstag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Der tragische Unfall traf eine Familie, die bereits schwer zu tragen hatte. Gleichzeitig brachte er eine Diskussion um den Schwerverkehr in der Region erneut in Gang.

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Die vier Kinder der Verstorbenen hatten vor einigen Jahren bereits den Vater verloren, jetzt müssen sie auch ohne die Mutter auskommen. "Sie war einfach die allerbeste Mutter der Welt, hat immer für alle alles gegeben, egal wie schwer es war, und ihre Kinder auf Händen getragen. Sie war fürsorglich, hat allen Kraft gegeben", sagt ihre Tochter Sylvia P. im Namen der Familie.

Irene S.’ neuer Mann hatte nach schwerer Krankheit kürzlich wieder Arbeit gefunden. Deshalb wollte ihn seine Frau auch am Morgen zum Pendlerzug fahren. Dass sich ihr Auto ausgerechnet in dem Moment in der Kurve befand, in der der 28-jährige tschechische Lenker die Kontrolle über sein Schwerfahrzeug verlor, dessen Sattelaufleger umkippte, nahm ihr jede Chance. Die schweren Holzstämme zerdrückten den Fahrgastraum. Günther S. überlebte schwer verletzt.

"Ich habe gehört, der Lenker war ein Anfänger und sein Fahrzeug überladen. Ich glaube, das wird viel zu wenig kontrolliert", mutmaßt Sylvia P.

Die Staatsanwaltschaft lässt jedenfalls die Umstände genau prüfen.

Zufällig gab es am Tag darauf einen ähnlichen Vorfall mit einem Schwerverletzten: In Oberlainsitz, Bezirk Gmünd, kam einem 23-jährigen Pkw-Lenker in einer Kurve ein tschechischer Lkw entgegen. Dessen Sattelaufleger rutschte auf die Gegenfahrbahn und touchierte den Pkw. Dessen Lenker wurde schwer verletzt.

Kritik

Peter Berger von der gleichnamigen Horner Druckerei, in der die 57-Jährige gearbeitet hatte, gewann zuletzt den Eindruck, dass die Zahl osteuropäischer Schwertransporte wieder zugenommen hat. "Die Maßnahmen der Politik dürften versandet sein", findet er und bezieht sich auf eine Verordnung des Landes von 2011, die die Mautflucht eindämmen sollte.

"Die Verordnung wird auch regelmäßig überprüft. Wir überlegen allerdings eine Verschärfung der Kontrollen", sagt dazu der Horner Bezirkshauptmann, Johannes Kranner. Er wartet auf aktuelle Zahlen, um seriös beurteilen zu können, ob der Schwerverkehr zugenommen habe. Logisch erscheint ihm, dass wegen der forstlichen Käferproblematik die Menge der Holztransporte gestiegen sein könnte. Die jüngsten Lkw-Zahlen der Region sind derzeit in Auswertung.

Tragödie

Eine weitere Tragödie ereignete sich Mittwochvormittag auch in Kleinzell, Bezirk Lilienfeld. Ein 26-jähriger Motorradfahrer war mit seiner Maschine in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geraten und gegen das Auto einer 24-Jährigen geprallt. Obwohl Notärzte rasch vor Ort waren, kam für den Biker aus dem Bezirk Wien-Umgebung jede Hilfe zu spät.