Chronik/Niederösterreich

Hoher Preis für kurze Freuden

In nur zwei Tagen brachten drei junge Männer die 1370 Euro durch, die sie bei einem Überfall auf eine Kremser Tankstelle im November 2011 erbeutet hatten. Mit Glücksspiel und Prostituierten. Der Preis, den sie und ein Komplize – alle im Alter von 20, 18 und 16 Jahren, alle aus dem Raum Krems – für das Vergnügen bezahlen, ist hoch: Zwischen zwei und drei Jahre Haft, davon jeweils ein Drittel unbedingt, müssen sie für versuchten und vollzogenen schweren Raub absitzen.

So lautete das (nicht rechtskräftige) Urteil in einem Schöffenprozess am Donnerstag im Landesgericht Krems. Falls die Staatsanwaltschaft beruft, könnte die Haft sogar noch länger werden.

Geldnot

Ständige Geldnot brachte drei der Burschen ohne Beschäftigung auf die Idee, einen Überfall durchzuführen. Zwei von ihnen hatten durch den Abbruch ihrer Maurerlehre sogar die Chance auf eine Fußballer-Profikarriere verspielt.

Vom Vierten borgten sie für die Tat ein Auto (das seiner Mutter gehört) und zwei große Küchenmesser. Weil er von einer kriminellen Absicht der anderen wusste, gilt er als Komplize und muss ebenfalls hinter Gitter.

Die drei Burschen warteten, bis die Mutter des vierten schlief, ehe sie mit dem Auto weg fuhren. Im Wagen probierten sie ihre Masken an und fotografierten sich mit den Handys gegenseitig.

Für die Tat selber benötigten sie mehrere Anläufe: In einem Spiellokal, das einer ausspionierte, waren ihnen zu viele Gäste anwesend. Das wurde vor Gericht trotzdem als Raubversuch gewertet. Der Jüngste schlug schließlich die Shell-Tankstelle in Stein vor. Dort bekam er aber Angst und wartete er im Auto.

„Sie haben die anderen beiden in den Krieg geschickt“, kommentiert Richterin Andrea Hüttl.

Mehrmals drehten der 19-jährige Bosnier und ein gleichaltriger Österreicher um, obwohl sie schon ihre Hauben trugen: Zwei Mal kamen gerade Kunden, einmal ging die automatische Tür nicht auf. Schließlich bedrohten sie den Tankwart mit den Messern, bedienten sich aus zwei Kassen. Der Österreicher drohte beim Hinausgehen noch, die Eltern des Opfers umzubringen, falls er die Polizei rufe. Auf der Fahrt Richtung Wien warfen die drei beteiligten Burschen die Masken und Jogginghosen, die sie getragen hatten, aus dem Fahrzeug. Zwei Tage später war das Geld weg. Kaum kehrten sie von Wien heim, hatte die Polizei die Burschen auch schon ausgeforscht.

Beim Prozess entschuldigten sich alle vier beim Überfallenen. Die Beute wollen sie – irgendwie – zurück zahlen.