Chronik/Niederösterreich

Hochwasser: 26 Orte in Niederösterreich nicht erreichbar

Der große Regen ist zwar vorbei - doch noch am Dienstagmorgen waren 26 Gemeinden bzw. Katastralgemeinden aufgrund des Hochwassers nicht erreichbar, wie der ORF NÖ vermeldete. Davon allein zehn im Bezirk Melk, aber auch in den Bezirken St. Pölten, Bruck an der Leitha, Tulln, Scheibbs und Lilienfeld. Mancherorts sind auch nur einzelne Siedlungsgebiete betroffen. Zum Vergleich: Am Montagvormittag waren es noch 13 Gemeinden gewesen, die von der Außenwelt abgeschnitten waren.

Kein Trinkwasser, kein Strom, keine Kanalisation

In der Nacht (Stand 23.00 Uhr) waren 2.400 Haushalte ohne Strom, im Tullnerfeld wurden aus Sicherheitsgründen in Absprache mit der EVN und den Bürgermeistern lokale Abschaltungen von 800 Haushalten durchgeführt. 22 Gemeinden waren von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten, vor allem im Raum Krems und St. Pölten, 14 Gemeinden von der Kanalisation. Zuletzt vermeldete die Stadt Melk, dass die Trinkwasserversorgung gefährdet sei.

Dienstagvormittag gab es dann eine neue Einschätzung der Situation im Bundesland. Laut Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) habe die Nacht "etwas Entspannung" gebracht. Der Regen habe aufgehört, weshalb in vielen Regionen "Gott sei Dank" die Pegel zurückgingen, sagte die ÖVP-Politikerin nach einer neuerlichen Lagebesprechung in Tulln. Die Dimension der Schäden bezeichnete sie als "noch nicht abschätzbar".


Allein am Montag habe es 21 kleinere oder größere Dammbrüche gegeben, informierte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Deren provisorische Reparatur sei ein Schwerpunkt der vielen Arbeiten, die anstünden. Es liege eine "extreme Ausnahmesituation" vor, betonte Pernkopf in Tulln. In manchen Landesteilen sei binnen weniger Tage die vier- bis sechsfache durchschnittliche Monatsmenge an Regen niedergegangen.

Laut Pernkopf sind bisher 32.600 Einsatzkräfte aufgeboten worden. Allein am Dienstag seien es auch 1.300 aus anderen Bundesländern. 26 Gemeinden seien nicht erreichbar. Etwa 1.100 Objekte mit rund 2.200 Personen seien evakuiert worden, davon 49 Menschen mit Hubschraubern. 765 befanden sich dem Landesvize zufolge in organisierten Unterkünften, die Mehrzahl von ihnen in der Messe Tulln. Aus 13 Bezirken lagen Anforderungen für Assistenzeinsätze des Bundesheeres vor. Insbesondere gehe es dabei um beschädigte Hochwasserschutzanlagen, sagte Pernkopf.


Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner verwies auf einen Dammbruch an der Perschling in Rust im Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln). Die Helfer wollten "versuchen, provisorisch zu flicken". Das Bundesheer werde dabei unterstützen. Schadenskommissionen würden zeitnah in die Gemeinden kommen, kündigte Mikl-Leitner an. Darauf folgen soll rasche Unterstützung der vom Hochwasser Betroffenen mit Gelder aus dem Katastrophenfonds.

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Bei den westlichen Donaupegeln sei in den Morgenstunden der Scheitel erreicht worden, führte Pernkopf weiter aus. Der Wasserstand der östlichen (Korneuburg und Wildungsmauer) werde im Laufe des Tages noch leicht ansteigen und danach ebenfalls zurückgehen. Generell werde für die Donau ein sehr langsames Sinken des Wasserspiegels erwartet. Die Donauzubringer zeigten Dienstagfrüh eine weiter fallende Tendenz.

Anstiege seien nur noch bei Leitha und March zu erwarten, die Scheitelwerte für Mittwoch prognostiziert. In den kommenden Tagen erwarten die Hydrologen in Niederösterreich laut dem Landesvize "im Wesentlichen keine relevanten flächigen Niederschläge". Kleinräumige lokale Spitzen bis maximal 15 Millimeter könnten im südwestlichen Mostviertel auftreten.

Die Lage am Stausee Ottenstein


Am Stausee Ottenstein ist der Zulauf des Kamp am Dienstag laut EVN-Sprecher Stefan Zach "langsam, aber stetig„ auf 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zurückgegangen. 150 Kubikmeter pro Sekunde wurden gleichzeitig abgegeben. Das freie Volumen betrug 3,5 Millionen Kubikmeter, am Montagabend war es bei sechs Millionen Kubikmeter gelegen. Genutzt werde dieser Raum "weiter zur Entlastung des Kamp-Unterlaufes", betonte Zach. Mit einem neuerlichen Rückgang der Zuflüsse in den Stausee wurde gerechnet.
Etwa 250 Straßen in Niederösterreich waren laut ÖAMTC weiterhin gesperrt. Längere Staus im Frühverkehr blieben aber aus, berichtete ein Sprecher.