Chronik/Niederösterreich

Häfen-Spital wird geschlossen

Es ist fix: Die 58 Betten umfassende Krankenstation in der niederösterreichischen Justizanstalt Krems-Stein verliert bereits mit Ende August ihren Status Sonderkrankenanstalt. Das Problem dabei: Das Gefängnis Stein wird dadurch in Zukunft die geschlossene Abteilung des Landesklinikums Krems (mit acht Betten) deutlich häufiger nutzen als bisher. Die nö. Landeskliniken-Holding will davon noch nichts gehört haben. Ein Justizgewerkschafter sieht zusätzliche Arbeit auf seine Kollegen zukommen.

"Dass die Sonderkrankenanstalt in der Justizanstalt Stein mit Ende August geschlossen wird, ist im Universitätsklinikum Krems nicht bekannt", sagt Cornelia Bunkrad von der Landeskliniken-Holding. Sie könne daher nicht abschätzen, ob das kapazitätsmäßig mit den nur acht Betten in der geschlossenen Abteilung des Kremser Klinikums funktionieren kann.

In der Sonderkrankenanstalt in der Justizanstalt war bisher neben dem Pflegepersonal rund um die Uhr auch mindestens ein Arzt anwesend. Ab September machen Ärzte nur noch tagsüber Dienst.

Qualität

Ein im Frühjahr 2016 veröffentlichter Bericht der Volksanwaltschaft stellte fest, dass der Sonderkrankenanstalt Stein die nötige Qualität fehlt. Bei einer Besuchsdelegation war der Eindruck entstanden, dass es im Steiner Anstaltsspital "an grundlegender pflegerischer und therapeutischer Betreuung mangelt". Man schloss auf ein "in höchstem Maß bedenkliches Pflegeverständnis" beim Personal des Spitals.

"Überspitzt gesagt schaffte es das Ministerium in der Vergangenheit nicht, dafür zu sorgen, das alle Ärzte ihre Arbeit machen", ist der Eindruck des Steiner Personalvertreters Roman Söllner von der FPÖ-nahen Gewerkschaftsfraktion AUF.

Weil es der Justizbetreuungsagentur immer schwerer fällt, Mediziner für den Job in der Anstalt zu finden, beschloss das Justizministerium das Ende der Sonderkrankenanstalt: Das "bedeutet aber keine Reduzierung, sondern soll Verbesserungen bringen. Wir verringern die Zahl der Ärztestunden nicht, sondern wenden jene Arbeitszeit, die bisher für die Nachtdienste nötig war, zukünftig für fachärztliche Betreuung am Tag auf", sagt Justiz-Sprecherin Britta Tichy-Martin. Die genaue Stundeneinteilung der Mediziner in Stein müsse allerdings erst erstellt werden. Bei Bedarf könne man Gefangene auch in andere Justizspitäler verlegen.

Mehr Arbeit

Zwar könne es möglich sein, dass zukünftig etwas mehr Gefangene aus Stein als bisher bei akuten Problemen in ein Landesklinikum gebracht werden müssen. Aber da handle es sich lediglich um "eine Handvoll Leute".

"Zumindest Anfangs werden die Justizbeamten häufiger als bisher mit erkrankten Gefangenen ausfahren müssen", vermutet hingegen Personalvertreter Söllner. Grundsätzlich ist der Einsatz von mehr Fachärzten aus seiner Sicht aber positiv.