Chronik/Niederösterreich

Großputz in der Bauordnung

Wer in Niederösterreich ein Gebäude errichtet, muss das aktuell nach 129.000 verschiedenen Normen und Vorschriften tun. Schon oft wurde darüber diskutiert, die Baurordnung zu vereinfachen. Jetzt soll es soweit sein. Niederösterreich will den Wust an Vorschriften durchforsten und radikal ausmisten. "Die Bauordnung wird grundsätzlich neu überdacht", sagt ÖVP-KLubobmann Klaus Schneeberger. Ein Katalog, wohin der Weg geht, liegt jetzt vor. Noch im Sommer soll eine neue Bauordnung in Begutachtung geschickt werden. Mit 1. Jänner 2015 soll sie in Kraft treten.

Neben anderen Vorschlägen wird auch das aktuell heiß diskutierte Thema Kinderlärm eine Rolle in der neuen nö. Bauordnung spielen. "Es geht um die Frage, was so genannte schädliche Emissionen sind", sagt Schneeberger. Kinderlärm werde in NÖ künftig nicht mehr als solcher Störfaktor geführt. "In unserem Bundesland wird es das nie mehr geben, dass Kinder im Rahmen der Bauordnung als störende Emission berücksichtigt werden müssen."

Vorschläge

Ein Auszug aus den weiteren Vorschlägen: Erleichterungen soll es beim nachträglichen Einbau von Aufzügen in Altbauten geben. In Wohnhausanlagen ab vier Wohneinheiten soll künftig nur mehr die Möglichkeit für behindertengerechte Adaptierung gegeben sein. "Würde man überall generell von Anfang an behindertengerecht bauen müssen, wären das unnötige Kosten", erklärt Schneeberger. In Ein- und Zweifamilienhäusern sollen die Bewohner selbst über Details wie Raumhöhen oder Fußbodenniveau entscheiden können. Anstelle der Formulierung "Stand der Technik" sollen künftig "Regeln der Technik" gelten. So müsse nicht immer der - teurere - letzte Stand der Technik beachtet werden, sondern seien Lösungen nach vielfach erprobten Verfahren möglich. Künftig würden auch nicht mehr bestimmte Baumaterialien vorgeschrieben, sondern nur mehr Anforderungen an die Baustoffe. So kann jeder selbst über die Verwendung entscheiden.

"Grund für die Überarbeitung ist vor allem die Normenflut. Monatlich kommen rund 200 Änderungen oder Neuerscheinungen von Normen dazu von Bundesseite als auch durch internationale Vorgaben", sagt Schneeberger. "Unsere Aufgabe ist, Wohnen leistbarer zu machen. Wir können nicht immer nur die Förderungen erhöhen, sondern müssen auch beim Bauen auf die Kosten schauen."