Freiwillige schuften für Massentourismus auf den Wiener Hausbergen
Von Patrick Wammerl
Sie gelten als die Hausberge der Wiener. Mehrere Hunderttausend Wanderer, Kletterer und Bergsteiger zieht es Jahr für Jahr auf die beiden höchsten Berge Niederösterreichs. Alleine 150.000 Gäste wurden im Vorjahr mit der Seilbahn auf die Rax und 172.000 mit dem Salamander auf den Schneeberg gekarrt. Weil sich nach den Herbststürmen und dem strengen Rekordwinter die Klettersteige und Wege aber in einem teilweise lebensgefährlichen Zustand befinden, sorgen nun Freiwillige für Abhilfe. Diese Woche sind knapp 25 Personen verschiedener alpiner Vereine vom Höllental aus unterwegs, um die in Mitleidenschaft gezogenen Wege und Steige im Rax-Schneeberg-Gebiet zu sanieren.
Schutzgebiete
Als größter Grundeigentümer und Hüter der Trinkwasser-Quellschutzgebiete in der Region, wird das Bergwaldprojekt maßgeblich von der Stadt Wien unterstützt, erklärt Forstdirektor Andreas Januskovecz. Da 50 Prozent des Wassers für die Stadt über die Hochquellwasserleitung aus der Region kommen, hat die Forstverwaltung größtes Interesse daran, dass die Besuchermassen im Schutzgebiet auf den markierten Wegen bleiben. „Das ist wichtig, um Verunreinigungen zu verhindern“, erklärt Hans Tobler von der Abteilung „Wiener Wasser“.
Unter der Schirmherrschaft des Alpenvereins und der Naturfreunde hat sich heuer bereits das dritte Mal eine Gruppe Freiwilliger gefunden, die von morgens bis abends die neuralgischen Stellen im hochalpinen Gelände entschärft. Teilweise haben Lawinen Bäume entwurzelt und Wege weggerissen, durch den Schneedruck wurden Wegweiser und Markierungen umgeknickt, Sicherungen sowie Leitern in den Steigen wurden ebenfalls ausgerissen. „In der Regel werden alle Wanderwege von ehrenamtlichen Wegewarten der alpinen Vereine instand gehalten. Durch die immer häufigeren Starkwetterereignisse können sie das aber nicht mehr alleine bewältigen“, erklärt die Leiterin der Abteilung Natur- und Umweltschutz der Naturfreunde, Regina Hrbek.
Deshalb wurde auch das Bergwaldprojekt ins Leben gerufen. Die Freiwilligen setzen seit Montag neue Stahlseile an exponierte Stellen, bauen Hangsicherungen oder schneiden Wege mit der Motorsäge frei. „Die Maßnahmen dienen absolut der Sicherheit“, findet Januskovecz lobende Worte.
Unterstützt wird das Vorhaben auch von der Bergrettung Reichenau, die ihren Pinzgauer für den Materialtransport zur Verfügung stellt. Der ungezügelte Ansturm der Wanderer spiegelt sich auch in der Einsatzstatistik der Bergrettung wider. „Wir hatten heuer bereits knapp 50 Einsätze, weit mehr als sonst“, so Ortsstellenleiter Ewald Putz.