Frau Bürgermeister steht ihren Mann
Nur 7,7 Prozent aller niederösterreichischen Bürgermeistersessel werden von Frauen besetzt. Wenngleich weibliche Amtsträger auch im Mostviertel nicht überrepräsentiert sind, so findet "Frau Bürgermeister" im dortigen Zentralraum doch eine auffällige Häufung. Denn nicht nur die Bezirkshauptstädte Amstetten und Scheibbs finden sich mit Ursula Puchebner (SPÖ) und Christine Dünwald (ÖVP) fest in weiblicher Hand.
Kerstin Suchan-Mayr (SPÖ) in der Industriestadt St. Valentin, Michaela Hinterholzer (ÖVP) in Oed/Öhling, Juliana Günther in Kematen (ÖVP), Lisbeth Kern (SPÖ) in Petzenkirchen, Waltraud Stöckl (ÖVP) in St. Anton/Jessnitz, Renate Gruber (SPÖ) in der Ötschergemeinde Gaming und Claudia Fuchsluger in Randegg (ÖVP) gelten als erfahrene und anerkannte Politikerinnen. Ob sich aus ihrer Art der Amtsführung oder des Wahlkampfstils weibliche Strickmuster herauslesen lassen, darüber sind sich die Bürgermeisterinnen nicht ganz einig.
Herzlich
Trotz Plakaten, die sie mit Herzen auf der Handfläche zeigen, sieht Amstettens Ursula Puchebner keine weibliche Handschrift in ihrem Wahlkampf. "Jeder weiß, dass mein Herz für Amstetten schlägt. Herzlichkeit kann auch ein Mann vermitteln. Auch Vizebürgermeister Michael Wiesner ist auf den Plakaten", erklärt sie.
"Keine Angriffe gegen die Mitbewerber heißt meine Devise im Wahlkampf. Vielleicht ist das eine weibliche Note", meint die Scheibbserin Christine Dünwald über ihre Vorgabe an das Team. Dünwald hat mit der ÖVP beim ersten Antreten 2010 drei Mandate gewonnen. "Das zu halten wird schwer. Bei den Hausbesuchen will ich vermitteln, dass der momentane Schwung in der Stadt nicht stoppen darf", erklärt sie ihre Strategie.
"Händeschütteln und schauen, wo die Probleme sind", so beschreibt Juliana Günther aus Kematen ihre aktuelle Tätigkeit. Frauen, die sich berufen fühlen, sollen sich einbringen, meint sie. Mit einer Einschränkung: "Ich kann mir nicht vorstellen, neben diesem Job auch noch Kinder großzuziehen."
Als klare Nummer eins mit einem guten Team im Rücken sieht Gamings Bürgermeisterin Renate Gruber ihre Rolle im Wahlkampf. Eine weibliche Linie kann sie dabei nicht entdecken. "Vielleicht haben Frauen einen anderen Zugang, das kommt aber immer auf die Persönlichkeit an. Nachdem sie bei ihrer ersten Wahl 2010 zwei Mandate dazu holte, muss Gruber jetzt "ihren Mann stellen."
Sie spielen eine gewichtige Rolle bei der Frage, wer die Macht in den Gemeinden und Städten bekommt: Rund 786.000 Frauen können am 25. Jänner ihre Stimmen abgeben. 8800 von ihnen gehen mit 16 Jahren das erste Mal wählen. Die weiblichen Wähler stehen deshalb besonders im Fokus der Parteien.
Mindestens genauso wichtig wie es ist, die Frauen zu den Wahlurnen zu bringen, sind die Bemühungen, die Frauenquote in der Politik zu erhöhen. 13.000 sozialdemokratische Kandidaten werden um Stimmen kämpfen, 38 Prozent davon sind weiblich. "50 Prozent wären natürlich schön, aber davon sind wir noch weit entfernt. Man wird aber noch träumen dürfen", sagt SPÖ-Landesfrauenvorsitzende Elvira Schmidt.
Es werde immer schwieriger, so Schmidt, Personal für Parteien zu finden. "Die Gründe dafür reichen von Zeitmangel aufgrund familiärer und beruflicher Verpflichtungen bis hin zu persönlichen und beruflichen Repressalien. Und gerade Frauen lässt nach wie vor die Mehrfachbelastung – Beruf, Familie und Kinder, Haushalt – davor zurückscheuen, sich auch noch politisch zu engagieren." Immerhin: Mit 44 Bürgermeisterinnen hat Niederösterreich den höchsten Anteil österreichweit.
5100 Frauen werden für die Volkspartei ins Rennen gehen. Die ÖVP stellt derzeit 32 Ortschefinnen, was eine Verdreifachung seit dem Jahr 2005 bedeutet.
Kapitän
Helga Rosenmayer ist Spitzenkandidatin und Vizebürgermeisterin der Stadt Gmünd. "Ich komme aus dem Mannschaftssport und habe dort Teams geleitet, so sehe ich mich als Teamplayer. Auch in meiner politischen Rolle bin ich jetzt der Kapitän und vor allem stolz auf mein Team. Es war nie ein Thema, dass eine Frau dem Team vorsteht. Wichtig war für uns eine bunte Mischung aus Frauen, Männern aller Altersgruppen", erzählt sie.
Relativ gering ist der Frauenanteil bei den Freiheitlichen. 1200 Kandidaten treten an, 13 Prozent sind weiblich. "Wir Freiheitlichen würden uns natürlich mehr Frauen in unseren Reihen wünschen, stehen aber auch dazu, keine festgelegte Quote zu haben", sagt Nationalratsabgeordneter Christian Hafenecker.
Mehr als 50 Frauen sind es, die die grünen Listen anführen werden. Dabei werden sie auch um wichtige Städte kämpfen, wie zum Beispiel Baden, Korneuburg, Gänserndorf, Tulln und Wiener Neustadt.