Chronik/Niederösterreich

„Formel Z“ zischt der Steuer davon

„Willkommen beim ersten Durchgang der Formel 1.“

Julia, eine Mitarbeiterin der Waldviertler Schuhwerkstatt, sorgte gleich zu Beginn mit ihrem Versprecher für viele Lacher. Hunderte Besucher waren Samstagnachmittag bei spätsommerlichen Temperaturen nach Schrems, Bezirk Gmünd, gekommen, weil sie wissen wollten, was der Waldviertler Schuherzeuger Heini Staudinger tatsächlich vor hat. Er hat mehr als 30 Kinder für seine „Formel Z – Z wie Zukunft“ engagiert, um sie wie echte Rennfahrer bezahlen zu können. Seine „Kinder-Rennserie“ dient alleine dazu, um einen Gehaltsbonus für seine alleinerziehenden Mütter im Unternehmen steuerfrei an der Finanz vorbeischleusen zu können.

Anders als in der Formel 1 geht es in Staudingers Rennserie nicht um Schnelligkeit, sondern um das „Gemeinsame“, betont er. Deshalb war der erste Durchgang der „Formel Z“ auch weniger mit einem Wettkampf, als viel mehr mit einer Pilger-Wanderung durch die Stadt Schrems vergleichbar. „Bei uns sollen die Kinder nicht die Ellbogen ausfahren, um zu gewinnen. Ich will, dass jedes Kind im Ziel wie ein Sieger gefeiert wird“, sagt Staudinger. Umso wichtiger war für ihn, dass während der einstündigen „Fahrerparade“ auch drei Boxenstopps eingeplant waren, um Werte zu vermitteln: Bäume wurden am Ufer der Braunau gepflanzt, Zirkusakrobaten tanzten hoch oben in den Bäumen und in einem Vortrag hörten die Kleinen, wie Gegensätze überwunden werden können.

Was wie ein Spaß klingt, hat einen ernsthaften Hintergrund. Staudinger hat eine klare Botschaft. „Wir wollen aufzeigen, wie schwer es alleinerziehende Mütter in Österreich haben. Sie leben oft in Armut. Es geht aber auch um die Zukunft unserer Kinder“, sagt der Waldviertler Schuhrebell, der seit einem Jahr mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen möglicher illegaler Kreditgeschäfte im Clinch liegt.

Steuertrick

Daher wollte Staudinger seinen Alleinerzieherinnen, die in seiner Firma knapp über dem Kollektivvertrag verdienen, 100 Euro mehr geben. Aber davon wären abzüglich aller Steuern nur 52 Euro netto im Börsel der Mütter gelandet. Auf der Suche nach einer Alternative wurde er in der Formel 1 fündig. „Wenn Didi Mateschitz alle Ausgaben als Marketing-Aufwand absetzen kann, benötigen wir auch einen eigenen Rennstall“, sagt Staudinger. Über den „GEA Formel Z“-Förderverein will Heini Staudinger nun die Gagen seiner kleinen Rennfahrer bezahlen.

Jedes Kind kassiert 1000 Euro jährlich. Ihre „Gehälter“ sind wie jene der Erwachsenen bis 11.000 Euro pro Jahr steuerfrei. Insgesamt investiert Staudinger 50.000 bis 100.000 Euro. Um den Betrag steuerlich absetzen zu können, muss er einen deutlichen Werbewert erzielen. Dafür nutzt er die „Formel Z“ als Marketing-Instrument.