Chronik/Niederösterreich

Event-Mönche vom Stiftsberg

Erhaben thront das Benediktinerstift Göttweig über dem Eingang zur Wachau. Wer allerdings annimmt, dass in dem Barockbau – auch niederösterreichisches "Montecassino" genannt – lediglich meditierende Mönche ihre Runden drehen, täuscht sich gewaltig. Beim Clubbing mit dem Titel "Dirndl meets Highheels" werden Samstagabend die Bässe wummern, Lederhosenträger sexy gestylte junge Damen umwerben. Das ist aber nur eines von unzähligen Events, das zeigt, wie offen die Mönche für Neues sind – auch wenn Clubbingveranstalter Martin Neger versprechen musste, nach Mitternacht die Musik leiser zu drehen.

Seelsorge

"Das Motto unseres Abtes Columban Luser macht es uns leicht: Er sagt, jede Begegnung mit Menschen ist ein Stück Seelsorge", erklärt Gerhard Grabner, der gemeinsam mit Tourismuschef Martin Scherhag die Einzigartigkeit der Anlage nutzt, um Geld zu verdienen. "Das Haus ist eine Dauerbaustelle. Alleine die Dachsanierung kostet uns eine Millionen Euro im Jahr. Trotz Förderungen und Spenden, für die wir dankbar sind, tragen wir die Hälfte selber", erzählt Grabner.

Doch Klosterbetrieb, Gebäude und Aussicht schaffen einen unschätzbaren Anziehungspunkt. Vom Schulball bis zum Krimi-Dinner im Restaurant, von Klassik unter Sternen mit Gesangsstar Elīna Garanča bis zur Firmenfeier nimmt die Vielfalt der Termine ständig zu.

Alle Inhalte anzeigen
"Wir wollen für alle offen sein. Dabei achten wir darauf, und haben es den Mönchen versprochen, dass Veranstaltungen, die bis spät in die Nacht laufen, eher die Ausnahme bleiben", betont Grabner, der kein Mitglied des Konvents, sondern ein Angestellter ist.

Ihm ist klar: Das eigentliche Herz des Hauses ist die Mönchsgemeinschaft, die um sechs Uhr morgens gemeinsam betet. Der touristische Betrieb soll für alle Beteiligten erträglich bleiben: "Gerade das Personal im Restaurant arbeitet hart und wir bemühen uns, dass es ausreichend Erholungsphasen gibt. Auch wenn uns deshalb viele fragen, warum das Restaurant auch im Sommer nicht länger als bis 19 Uhr geöffnet ist", sagt Grabner.

Termindruck

Jedes Jahr rücken die Termine im Veranstaltungskalender des Klosters dichter zusammen. Immer mehr Räume werden technisch professionell ausgestattet. "Wir schaffen es inzwischen problemlos, 300 oder auch 600 Leute unterzubringen und auch zu verköstigen. Selbst 2500 schaffen wir mit entsprechenden Konzepten", meint Grabner nicht ohne Stolz. Das gelingt mit verlässlichen Partnern, beispielsweise der Passauer Konzertagentur "Cofo". Natürlich ist das jedes Mal eine Herausforderung für das Mönchsleben. "Aber wir trennen die lauten und die leisen Bereiche", betont Grabner.

100.000 Besucher

Alleine an zahlenden Ausstellungsbesuchern strömen bis zu 100.000 jedes Jahr nach Göttweig. Unter ihnen neuerdings bis zu 30.000 Gäste aus Nordamerika, die über eine erfolgreiche Kooperation mit der Donau-Schifffahrt kommen. Es werden aber noch mehr werden.

In Göttweig gibt es bereits weitere Pläne. Sobald die Dachsanierung abgeschlossen ist und wieder Geld übrig bleibt, werden zwei weitere Säle saniert und für Veranstaltungen adaptiert.

www.stiftgoettweig.at