NÖ: Neue Netze braucht das Land
Von Markus Foschum
Dass im Ausbau der Erneuerbaren Energien die Zukunft liegt, ist klar. Der Boom bei Photovoltaik und Windkraft bringt aber auch Probleme mit sich und verlangt nach Lösungen, so der Tenor bei einem Energiegipfel in Krems. "Der Ausbau der Erneuerbaren brummt im wahrsten Sinn des Wortes, bringt damit aber auch die Netzkapazitäten und vieles andere an Leistungsgrenzen“, sagte Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP) und erklärte, dass „im Jahr 2023 in ganz Österreich und Niederösterreich so viele Anlagen gebaut worden sind, wie bis 2022 in Summe. Damit gibt es eine extrem positive Entwicklung, die uns gleichzeitig fordert.“
Der Energiefahrplan 2030 werde aktualisiert und angepasst. Im Zentrum steht dabei der Netzausbau. "Wer A sagt, muss auch B sagen, das heißt, wir brauchen neben dem Ausbau auch starke Netze, mehr Speicher und ein intelligentes Energiemanagement“, so Pernkopf. Um den erneuerbar produzierten Strom entsprechend verteilen zu können, brauche es ein "innovatives Netz- und Energiemanagement, hier werden wir uns einiges von Australien abschauen und das Know-how nutzen“, so Pernkopf.
Abriegeln zu Spitzenzeiten
Wie das funktioniert, erklärte Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, CEO des Photovoltaik-, Batterie- und Schweißtechnikspezialisten Fronius: "Wir müssen schauen, so viel wie möglich Photovoltaik an bestehende Netze anzuschließen. Dazu gibt es ein Modell in Australien mit uns.“ Dabei tausche der Netzbetreiber Daten mit Fronius aus und regle PV-Anlagen zu Spitzenzeiten ab. "Damit das möglich ist, muss es die Rahmenbedingungen geben, technisch ist es bereits möglich. In Österreich können wir das aber noch nicht machen, weil die gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen noch nicht gegeben sind.“
Ähnliche Argumente kamen von Gerhard Christiner, Vorstandsdirektor der Austrian Power Grid: "Wir müssen unbedingt die Netze stärker ausbauen und brauchen mehr Speicherkapazitäten. Das ist unabdingbar, wenn wir die Energiewende zu einem Erfolg führen wollen.“
Laufend Engpässe
Es gebe massive Zubauten im Erneuerbaren Energiebereich, derzeit liege man bei 11.000 Megawatt – 6.500 MW Photovoltaik und rund 4.000 MW Wind. "Eine Leistung, die dem Spitzenverbrauch Österreichs nahekommt. Das Problem ist nur, diese Leistungen sind nicht gleicht verteilt in Österreich. 85 Prozent sind im Osten angesiedelt und nur 15 Prozent im Westen. Auf der anderen Seite haben wir im Westen die Pumpspeicherkraftwerke – also eine ideale Ergänzung, um die Überschüsse aus dem Osten in den Westen zu bringen. Was uns fehlt, sind leider die Netze. Wir haben es also laufend mit Engpässen zu tun.“ Als Netzbetreiber habe man Ausbauprojekte in Höhe von rund neun Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren vorgesehen. Laut Christiner fehle aber die gesetzliche Grundlage, um beim Ausbau schneller voranzukommen.
Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur betonte, dass "alle Erwartungen, die in den letzten Jahrzehnten an den erneuerbaren Ausbau gestellt wurden, bei Weitem übertroffen worden sind. Das ist eine sehr positive Nachricht, führt aber auch dazu, dass wir jetzt mitten in einer extrem steilen Wachstumsphase sind. Es darf die Diskussion nicht aufkommen, dass jetzt zu schnell ausgebaut wird, wir müssen weiterhin ausbauen, brauchen viel und billigen Strom. Wenn wir diesen nicht haben, wird der Wirtschaftsstandort leiden.“
Rudolf Schütz von electrify GmbH meinte, man werde in der "ganzen Thematik nur erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, Erzeugung und Speicherung intelligent zu vernetzen.“ Gemeinsam mit Kurt Leonhardsberger, Konsulent der Energie- und Umweltagentur, werde man ein Projekt im Weinviertel installieren, wo man vorhandene Speicherkapazität zu einem virtuellen Großspeicher aggregiere. Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur NÖ, kündigte ein Bündel an Forschungsprojekten an. Notwendig sei auch, die Bevölkerung weiterhin zu motivieren, die Energiewende zu forcieren und von dieser zu profitieren.