Ein Kokon für schwer kranke Kinder
Von Patrick Wammerl
Ein Kokon dient Raupen dazu, sich geschützt zu einem Schmetterling entfalten zu können. Genauso soll es den Patienten des ersten Kinder- und Jugend-Rehabilitationszentrum Ostösterreichs ergehen. Wenige Wochen bevor am 16. Oktober die ersten 32 Patienten samt ihrer Begleitpersonen im „Kokon“ in Bad Erlach einziehen werden, hat die Einrichtung am Montag ihre Türen für den KURIER geöffnet.
Mit Rohrbach in Oberösterreich und dem Standort in Bad Erlach werden zwei neue Rehazentren speziell für Kinder betrieben. In Niederösterreich hat man sich auf die Rehabilitation nach kinderchirurgischen oder neurochirurgischen Eingriffen, Beeinträchtigungen oder Erkrankungen spezialisiert. „Wir sind die richtige Anlaufstelle wenn es darum geht, grundsätzliche Bewegungsabläufe völlig neu zu erlernen“, sagt die ärztliche Direktorin, Anna Maria Cavini.
Dazu kommt die Behandlung von Säuglingen mit körperlichen Behinderungen, nach problematischen Frühgeburten oder mit frühkindlichen Essstörungen. Auch Jugendliche, die über Sonden ernährt werden müssen, sollen im Kokon im besten Fall davon wegkommen. „Das Leistungsspektrum umfasst eine Vielzahl von Bereichen“, so Cavini und Pflegedirektorin Eva Maria Kellner.
Große Bedeutung kommt auch der Psyche der jungen Patienten zu. Fachleute für Jugendpsychiatrie und Psychosomatik sollen sich um die mentale Gesundheit der Mädchen und Buben kümmern. „Und auch um das Wohlbefinden ihrer Angehörigen. Schwere Erkrankungen eines Kindes bringen oft die gesamte Familie in eine Ausnahmesituation“, sagt Cavini.
Deshalb werden je nach Bedarf auch die Begleitpersonen der Patienten in die individuelle Therapie mit einbezogen. Bis Ende des Jahres werden zunächst ausschließlich begleitete Kinder mit Therapiebedarf in Bad Erlach betreut. Danach werden auch Kinder und Jugendliche ohne Begleitung aufgenommen.
Aufenthalt wird bezahlt
Der Aufenthalt dauert drei, vier oder fünf Wochen und wird für die Patienten plus Begleitperson zur Gänze von der Sozialversicherung gedeckt, erklärt der kaufmännische Direktor, Christian Gattringer.
In dem 31 Millionen Euro teuren und 7800 großen Gebäude gibt es insgesamt Platz für 114 Kinder und 104 Begleitpersonen. Besonderes Augenmerk wurde auf das Design, die Ausstattung und eine angenehme Atmosphäre gelegt. Die Zimmer sind bewusst nicht als „Krankenzimmer“ zu erkennen. Sie können so gestaltet werden, dass sich die kleinen Patienten mit wenigen Handgriffen ihre eigene Wohlfühl-Umgebung schaffen können.