Ein "Bluza" mit 884,5 Kilogramm
Von Markus Foschum
Dick da sind die Gemüse-Profis vom Jugendzentrum Berndorf (NÖ, Bezirk Baden). Ganz besonders was ihre jüngste Züchtung angeht – den „Azinator“. Klingt gewaltig und ist es auch. Der Kürbis brachte bei der Staatsmeisterschaft im niederösterreichischen Ernstbrunn unglaubliche 884,50 Kilogramm auf die Waage. Was nicht nur den Meistertitel bedeutet, sondern auch neuen Rekord.
Bereits 2020 holten sich die Berndorfer, die an sich mit der Veranstaltung von diversen Events beschäftigt sind, den Titel, damals mit 735,7 Kilogramm. Dazwischen „hatten wir einmal 2021 Pech, als uns der Kürbis kurz vor der Ernte förmlich explodiert ist. 2022 haben wir in Ungarn die Staatsmeisterschaft gewonnen“, erzählt Rupert Reischer. Er ist einer des sechsköpfigen Kürbis-Teams des Vereins. Eines mit einem anscheinend besonders grünen Daumen.
Wie aber (er-)schafft man derartiges XXL-Gemüse? „Das ist sehr intensiv“, erzählt Reischer. Denn aller Anfang ist klein. Aus den Kernen (Sorte bezeichnenderweise „Atlantic Giant“) werden zarte Pflänzchen gezogen. Und dann „wird selektiert“. Denn nur die vielversprechendsten Exemplare kommen in die engere Auswahl. Und gar nur zwei Pflanzen kommen dann in den Folientunnel.
Die Riesenkürbiszucht hat in Österreich eine relativ junge Tradition. 2004 fand erstmalig eine offizielle Riesenkürbis-Staatsmeisterschaft in Eichberg statt. Damals lag der österreichische Rekord noch bei relativ bescheidenen 273 Kilogramm.
Doch das Größenwachstum bei den österreichischen Kürbissen hatte eingesetzt und war nicht mehr aufzuhalten. 2011 lag der heimische Rekord schon bei über 500 Kilogramm. 2019 wurde bei den Staatsmeisterschaften in Tulln die 700-Kilo-Marke durchbrochen. Im Vorjahr reichten im Kampf gegen rund 40 andere Kürbisgiganten 663,9 Kilogramm für den Sieg. Heuer lag die Latte deutlich höher. Das Team vom Jugendzentrum Berndorf schaffte mehr als 800 Kilo.
International ist da aber noch mehr möglich. 2021 erreichte ein Kürbis aus Italien von Züchter Stefano Cutrupi aus Radda in Chianti unfassbare 1.226 Kilogramm. Der Italiener schaffte auch bei den Europameisterschaften 2022 den Titel mit einem Kürbis mit mehr als 1.100 Kilo.
Aber nicht nur Kürbisse, auch anderes Gemüse kann zu extremen Größen herangezogen werden. Die längste Bohne Österreichs maß etwa 58 Zentimeter, Rekord bei Chili waren es 49 Zentimeter. Die schwerste Gurke brachte bei einer Länge von knapp 75 Zentimeter über sieben Kilogramm auf die Waage. Bei den Karotten waren es in Österreich mehr als drei Kilo – der Weltrekord liegt bei über zehn Kilo. Beim Kohlrabi liegt der heimische Rekord bei knapp 16 Kilogramm.
Mega-Wachstum
Dieser ist zwar mit 21 x 8 Metern auch nicht gerade mini, aber die beiden Kürbisse brauchen viel Platz. Denn in nur hundert Tagen wachsen sie nun zu wahren Monstern heran.
Dafür brauchen sie aber viel Zuneigung. Sehr viel Zuneigung. „Mindestens zwei Stunden pro Tag widmen wir uns den Kürbissen“ schildert Reischer. Da wird gegossen, gedüngt, gewärmt belüftet und beschattet. Alles nur, dass es den „Athleten“ gut geht und dass sie ordentlich zulegen.
Dann kam der große Tag. Was nochmals mit einiger Anstrengung und Nervenkitzel verbunden war, denn das Monsterbaby musste erst einmal auf einen Anhänger gehievt werden – im Ganzen. Dafür wurde ein eigenes Hebegeschirr konstruiert.
Und dann war da natürlich noch die Ungewissheit, ob nicht vielleicht ein Mitbewerber einen noch größeren „Bluza“ (so nennt man den Kürbis in Niederösterreich) aus dem Gewächshaus gezaubert hat. Aber es reichte zum ersehnten Titel. Und noch dazu zum neuen Rekord. „So etwas gab es noch nie zuvor, sagt Reischer stolz.
Was passiert aber mit dem Kürbis? Essen ist keine Option. „Vielleicht landet er als Halloween-Attraktion im Familypark, vielleicht als Futter für die Elefanten in Schönbrunn“, sagt Reischer. Was aber hat es mit dem „Azinator“ auf sich? Azi ist der Spitzname von Christian Adler, eines Mitgliedes des Teams.