Chronik/Niederösterreich

Der Trick mit der schönen Wachau

Unerwartete Post flatterte kürzlich einer Weinkellerei im niederösterreichischen Langenlois ins Haus: Ein Wachauer Winzer warf dem Kamptaler Unternehmen vor, es würde seinen Kunden vortäuschen, ein Wachauer Weingut zu sein. Ein echtes Sakrileg für Wachauer Winzer, die über Jahrzehnte unter Mühen einen strengen Herkunftsschutz für ihre Produkte aufgebaut haben.

Der Topwinzer Franz-Josef Gritsch aus Spitz erfuhr kürzlich von der Homepage der Ferdinand Pieroth Weingut-Weinkellerei GmbH. Als er sie öffnete, wollte er seinen Augen kaum glauben: „Auf jeder Seite ausschließlich Wachau-Fotos. Dabei vermarktet die Firma weder Wachauer Wein noch hat sie ihren Sitz hier, sondern im Kamptal“, erzählt Gritsch. Was ihn besonders stört: „Wir erhalten mit großem Aufwand die Landschaft mit ihren steilen Terrassen und andere wollen ständig daran verdienen.“

Bilder: Austro-Spezialitäten mit besonderem Schutz

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Ried Achleiten

Dazu kam, dass auf der Homepage die prominentesten Lagen der Wachau, wie die berühmte Ried Achleiten, abgebildet waren. Als Gritsch den von ihm selber bearbeiteten Dürnsteiner Burgweingarten hergezeigt fand – mit dem Vermerk „wo wir sind“ – lief das Fass über. Gritsch ließ Rechtsanwalt Gottfried Thiery einen Brief mit der Androhung einer Klage verfassen. Inhalt: Ein klares Ultimatum. Sollte das Unternehmen nicht die Bilder von der Homepage nehmen und schriftlich der Irreführung abschwören, werde er vor Gericht gehen. Wegen irreführender Geschäftspraktiken, die den Mitbewerber schädigen und Konsumenten zu täuschen versuchen.

Die Firma Pieroth zeigt sich verblüfft: „Wir hatten sicher keine böse Absicht. Die Homepage stammt noch von einem früheren Geschäftsführer, einem Deutschen, der gar nicht mehr bei uns ist. Wir haben das unserem Rechtsanwalt zur Prüfung übergeben“, erklärt Marianne Kava, kaufmännische Leiterin des Unternehmens, das mit Wein und Spirituosen aus aller Welt ausschließlich Handel betreibt. Der Schuss vor den Bug hat Wirkung gezeigt: Die Firma hat die Homepage bereits vom Netz nehmen lassen, um die Situation nicht zu verschärfen.

Weitere Versuche

Die umstrittene Homepage ist aber nicht der erste Versuch, am landschaftlichen Reiz der Wachau mitzunaschen: Seit Jahren beklagen Wachauer Marillenbauern, dass auswärtige Mitbewerber zur Erntezeit vor ihrer Nase an Ständen Marillen anbieten, die nicht aus der Gegend stammen. „Kunden erwarten, dass sie in der Wachau original Wachauer Marille erhalten“, ärgert sich der Obmann der heimischen Obstbauern, Franz Reisinger, über die Täuschung.

Ein Kremser Hotel, das abseits des Flusses liegt, aber in einem Prospekt mit Donaublick warb, hat Anwalt Thiery bereits „zur Räson“ gebracht.

Herkunft

Die Wachauer Marille unterliegt in der EU einem Herkunfts- und Spezialitätenschutz. Auch die Weinbaugebiete sind in Österreich klar abgegrenzt. Die Wachauer Winzer haben sich freiwillig einem strengen Codex unterworfen, der sie zu Naturbelassenheit und Regionalität verpflichtet.

www.lebensministerium.at

www.vinea-wachau.at

Steirisches Kürbiskernöl kann auch ein waschechter Burgenländer sein. Oder aus Niederösterreich stammen. Aber niemals aus der Obersteiermark.

Verwirrend? Ein bisschen. Die EU genehmigte 3000 Kürbisbauern und Ölmühlen, exklusiv die Regionsbezeichnung „g.g.A.“ auf die Etiketten ihrer Kernölflaschen zu drucken. Das steht für „geschützte geografische Angabe“: Nur die Ernte jener Gebiete, in denen zumindest 30 Jahre lang durchgehender Kürbisanbau nachgewiesen werden konnte, darf unter „steirisch“ laufen.

Das sind in der Steiermark die Bezirke Deutschlandsberg, Graz, Graz-Umgebung, Hartberg-Fürstenfeld, Leibnitz, Südoststeiermark, Voitsberg und Weiz. Nicht aber das Murtal, das zwar definitiv in der Steiermark liegt, aber nicht zu den traditionellen Anbaugebieten gehört. Die liegen dafür beispielsweise auch in Hollabrunn in Niederösterreich oder Jennersdorf im Burgenland und wurden deshalb unter der Dachmarke zusammengefasst.

Immerhin, vielleicht sind wegen des doch eher etwas komplizierten Namenssystems noch keine chinesischen Kopien aufgetaucht. Statt dessen aber chinesische Kürbiskerne. Die sind auch um einiges billiger.

Doch wehe dem, der sie presst und das Produkt trotz passender Region „steirisch“ nennt. „Das ist nicht erlaubt und Betrug“, betont eine Sprecherin der Landwirtschaftskammer. Wo steirisch draufsteht, muss eben auch der Kern ein echter Steirer sein. (Oder Niederösterreicher. Oder Burgenländer.)