Chronik/Niederösterreich

Der Herr der Weißen Tiger geht in Pension

KURIER: Vor Kurzem sorgte ein entlaufenes Känguru im Bezirk Lilienfeld für Aufsehen. Es war ihr Schützling Johann, der aus ihrem Zoo ausgebüchst ist. Jetzt ist er wieder zurück, wie geht es ihm?

Herbert Eder: Ihm geht es gut. Er hat einen Paniksprung gemacht nach einem heftigen Donnerschlag bei einem Gewitter, so ist er ausgekommen. So etwas ist in den 19 Jahren seit es den Weißen Zoo gibt noch nie passiert.

Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie einen Zoo eröffnet haben?

Alles begann vor 43 Jahren, da war ich bei der jordanischen Kamelpolizei eingerückt und hatte meinen ersten Kontakt mit Kamelen, die dann meine ersten Tiere waren. Ich war aber schon als Kind von ihnen fasziniert und wollte von meinem Vater, dass er sein Auto in der Garage gegen ein Kamel tauscht.

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Wie kommt man als Österreicher zur Kamelpolizei?

Indem man Bruno Kreisky einen Brief schreibt. Ja, ich bin 63 Jahre alt, schau aber aus wie 62. Ich habe ihm also geschrieben, dass ich zur Kamelpolizei will, kurz davor hat er die arabische Freundschaftsachse gegründet. Und ich habe dann eine Reisestory über Jordanien, die war übrigens im KURIER – Von der schwarzen Iris bis zur Kamelpolizei – gelesen. Dann haben die meinen Brief vermutlich an die jordanische Botschaft geschickt und so habe ich eine Einladung bekommen.

Wie alt waren Sie da?

19 und ich war ein halbes Jahr dort. Ich habe Beobachtungsdienst an der Grenze gehabt und habe meinem Kamel – ich habe es Fritz getauft – gelernt, dass es meine Wasserflasche trägt und mir die Stiefel bringt. Ich habe ihm immer etwas von meinem Fladenbrot gegeben, da waren wir gute Freunde. Und jeden Tag habe ich ihm eine Stunde Deutschunterricht gegeben (schmunzelt).

Und konnte er das dann Sprechen?

Natürlich nicht. Der hat auch nicht mit mir gesprochen, genauso wie meine jordanischen Kollegen. Aber was tust du sonst zwischen den Steinhaufen da draußen, wenn nix los ist. Und das habe ich dann im Zeltlager vorgeführt – und alle waren begeistert.

Jetzt ist der Weiße Zoo aber auch für seine weißen Tiger bekannt.

Das kam später. Ich war bei einer Show bei Siegfried und Roy. Und ich habe immer gesagt, dass Tiger nicht so gehalten werden sollen wie dort, nur für die Show und durch Fehlaufzucht. Und wenn wir eine Chance haben, so etwas hier zu machen, dann machen wir das.

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Die Chance kam 2010 und sie stellten Weltrekorde auf. Die ersten Fünflinge kamen zur Welt, die überlebten. Aber warum gerade weiße Tiger?

Weil ich der Meinung bin, dass gerade Tiere, die in der Wildnis nicht überleben , gezüchtet werden sollen und die Gene in den Zoos erhalten bleiben sollen. Weiße Tiger gibt es in der Wildnis nicht, da ist ein Gen umgedreht und darum ist das Fell weiß und ihnen fehlt die Tarnung und die würden verhungern.

Seit Sie den Zoo gegründet haben, hat er sich stetig erweitert. 2003 kam das Kameltheater dazu, jetzt leben hier 130 Tiere. Welches ist ihr Liebling?

Ich habe keinen Liebling, ich liebe alle und habe zu allen eine Beziehung. Zwei Kamele waren der Anfang. Ich habe seit 35 Jahren ein Reiseunternehmen und habe mit den Tieren Reiseshows gemacht. Dann hatte ich die Idee, einen Zoo zu gründen und das Kameltheater wurde nach einem Besuch in der Sea World Orlando geboren, wo es eine Show gab mit einem Otter und einem Walross, schon beim Heimflug habe ich Skizzen gemacht. Am Anfang sagten alle, ich sei verrückt.

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Aber es wurde ein Erfolg. Nun gehen Sie mit diesem Jahr in die Pension als Zoodirektor und Reiseunternehmer. Würden Sie rückblickend etwas anders machen?

Nein, ich bin glücklich. Ich war mein Leben lang unterwegs, habe die ganze Welt bereist. Habe viele Dinge gemacht, bin kreativ, bin Hubschrauberpilot, war Operettensänger, habe Songs geschrieben, die im deutschen Radio liefen – weil mich einfach immer alles interessiert hat. Den Weißen Zoo wird der Sohn meiner Lebensgefährtin Rainer Zöchling dann alleine leiten, der ist also in guten Händen.

Geboren am 14. Oktober 1956 im steirischen Gußwerk übersiedelte er noch während seiner Gymnasiastenzeit nach Wien. Mit 19 Jahren diente er bei der jordanischen Kamelpolizei. Danach studierte er Jus an der Universität Wien und arbeitete als Reiseleiter, Entertainer, Zauberer und Musiker. Er ist ausgebildeter Bassbariton und sang Operetten in Budapest. 1985 gründete er das Reiseunternehmen Eder Reisen, im Jahr 2000 baute er den Tierpark in Kernhof auf, 2003 eröffnete er das Kameltheater.