Der Preis für Grundstücke hat sich fast verdoppelt. Besitzer wollen ihren Boden nicht hergeben. Die Gemeinden stellt das vor ein Problem.
Der Bahnhof Tullnerfeld liegt im Nirgendwo. Rundherum Landidylle pur – statt Häusern und Firmen gibt es Felder, so weit das Auge reicht. Trotzdem ist die Park-and-Ride-Anlage voll. Und zwar täglich. Durch die neue Westbahnstrecke wurde das Tullnerfeld an Wien angebunden. In 18 Minuten erreichen die Pendler jetzt mit dem Zug die Stadt.
Das Interesse besonders der Wiener, sich im Umfeld des Bahnhofs anzusiedeln, ist enorm. Die angrenzenden Gemeinden Michelhausen, Langenrohr und Judenau-Baumgarten im Bezirk Tulln, NÖ, haben deutlich an Attraktivität gewonnen. Trotzdem spießt es sich bei den Bauaktivitäten. In den Gemeinden nahe des Bahnhofs gibt es zwar Baugründe, nur will die niemand hergeben. Viele Grundstücksbesitzer hoffen nämlich, in einigen Jahren noch ein paar Tausender mehr für ihren Grund zu bekommen. Es wird spekuliert.
„Wir haben sehr viele Anfragen für Grundstücke“, sagt Georg Hagl, Bürgermeister von Judenau-Baumgarten. Das bestätigt auch sein Kollege aus Michelhausen, Rudolf Friewald. Nur: „Das ist eine recht spekulative Sache.“ Friewald nennt ein Beispiel: „Der Opa schenkte dem Enkerl den Baugrund nicht. Das Enkerl musste sich den Grund von der Gemeinde kaufen. So weit sind wir mittlerweile.“ Zu Zeiten des Schillings habe ein Quadratmeter Grund in seiner Gemeinde 180 Schilling gekostet. „Jetzt kostet er 130 Euro. Ohne den Bahnhof wären wir wohl bei etwa 70 Euro“, meint Friewald.
Gerhard Figl, Immobilienmakler in der Region, sieht das ähnlich: „130 Euro ist enorm hoch.“ Der Bahnhof bestimme den Preis: „In den Orten fünf Kilometer weiter kostet der Quadratmeter zwischen 60 und 80 Euro“, sagt Figl. Der rasante Anstieg der Preise treibt Spekulationen mit dem Grund und Boden voran. Dass auch die Gemeinden durch den Preisanstieg Profit machen könnten, glaubt Friewald nicht: „Es ist nicht unsere Aufgabe, aus Grundstücken Gewinn herauszuschlagen.“
Bauzwang
Manche Gemeinden stünden nun vor dem Problem, kaum gemeindeeigenen Baugrund zu besitzen. Privatgrund wolle jetzt kaum jemand verkaufen.
Vor zehn Jahren kaufte Friewald für die Gemeinde 140.000 Grund an, der „Wohnpark Tullnerfeld“ wurde geschaffen. 56 Bauplätze wurden so in einem Kilometer Luftlinie zum Bahnhof Tullnerfeld vorerst erschlossen. 16 Grundstücke sind verkauft; vier werden bereits bebaut, für weitere 200 ist Platz. „Weil wir damals gekauft haben, können wir den Preis jetzt steuern“, sagt Friewald. Innerhalb von fünf Jahren müssen die neuen Besitzer bauen, sonst geht der Grund zurück an die Gemeinde. „So können wir den Spekulationen Einhalt gebieten.“