Chronik/Niederösterreich

Der Dr. Dollfuß-Platz in Niederösterreich könnte bald Geschichte sein

Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) und das Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich plädieren für eine Umbenennung des Dr. Dollfuß-Platzes in Mank (Bezirk Melk). Die Straßenschilder, die ein ehemaliger SPÖ-Stadtrat abmontiert und an die beiden Häuser in Wien und St. Pölten gesendet hat, werden an die Stadtgemeinde zurückgeschickt, wurde am Mittwoch mitgeteilt. Der Bürgermeister verwies zuletzt auf eine laufende Untersuchung durch Historiker.

Umbenennung wird vorgeschlagen

Objekte werden laut Aussendung nur mittels rechtmäßiger Schenkungen oder Erwerbe in die Sammlung aufgenommen, daher werden die Tafeln retourniert. "Gleichzeitig schlagen die Museen vor, sie nicht wieder anzubringen und den Platz neu zu benennen", hieß es.

"Die Gemeinde könnte diese Gelegenheit nützen und eine Umbenennung des Platzes in die Wege leiten", schlugen die Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich, Monika Sommer, und der wissenschaftliche Leiter des Hauses der Geschichte in St. Pölten, Christian Rapp, vor. "Im Anschluss könnten zwei der alten Straßenschilder mittels Gemeinderatsbeschluss als Schenkung an unsere beiden Museen gehen. Das ermöglicht uns, auf einem rechtmäßigen Weg aktuelle Zeitgeschichte zu dokumentieren."

Protestaktion

Ex-SPÖ-Stadtrat Anton Hikade, der sich seit langem für eine Umbenennung des nach dem austrofaschistischen Kanzler benannten Platzes einsetzt, hatte die Schilder abmontiert und vergangene Woche jeweils eines an das hdgö und das Haus der Geschichte in St. Pölten geschickt. Hikade sprach von einer "politischen Protestaktion“. Bürgermeister Martin Leonhardsberger (ÖVP) erstattete Anzeige wegen Diebstahls. "Uns ist bewusst, dass Engelbert Dollfuß eine umstrittene Persönlichkeit war. Wir haben uns schon mehrmals mit dem Thema auseinandergesetzt“, teilte der Stadtchef nach dem Diebstahl mit. Es sei gut, dass jene Zeit im Zusammenhang mit dem "Dr. Engelbert Dollfuß-Museum in Texingtal“, der Heimatgemeinde von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), derzeit von Historikern aufgearbeitet werde. Basierend auf den Ergebnissen sollen Rückschlüsse für die weitere Vorgangsweise in Mank gezogen werden.

Beliebtes Sammlerobjekt

Die beiden Museen erinnerten in der Aussendung an die 2021 erfolgte Umbenennung der Ortschaft Fucking (heute Fugging) in der oberösterreichischen Gemeinde Tarsdorf (Bezirk Braunau): Durch den Beschluss des Gemeinderats erhielt das hdgö das letzte Ortsschild von Fucking und thematisiert mit diesem Objekt medienpolitische Inhalte wie die Grenzen von Medienfreiheit und Privatsphäre. Die Tafeln waren bei Sammlern und in sozialen Medien beliebt, sie wurden auch immer wieder gestohlen.