Chronik/Niederösterreich

Coronavirus: "Panik" nach Tod eines Gemeindearztes

„Wir wissen nicht, ob er sich in der Ordination angesteckt hat. Aber es zeigt, wie wichtig gerade für Ärzte eine entsprechende Schutzausrüstung ist“, erklärt der Präsident der NÖ Ärztekammer, Christoph Reisner. Mit dem Himberger (NÖ) Gemeindearzt Wilfried Piribauer ist – wie berichtet – am Wochenende der erste praktizierende Arzt am Coronavirus gestorben.

Der 70-jährige Allgemeinmediziner und Feuerwehrarzt hatte weit über das gesetzliche Pensionsalter hinaus in Himberg eine Kassenordination betrieben. „Und das seit dem Jahr 1988. Er war mit Herz und Seele Arzt und durch und durch ein hilfsbereiter Mensch. Er hat die Leute sogar an seinen freien Tagen behandelt. Im heurigen Jahr wollte er die Ordination an einen Nachfolger weitergeben“, schildert der Bürgermeister von Himberg, Ernst Wendl (SPÖ). Den Stadtchef hat die Nachricht vom Tod des beliebten Mediziners tief getroffen.

Praxis bis zuletzt geöffnet

Auch in der Gemeinde hat man keinerlei Infos darüber, ob sich Piribauer das Virus eventuell bei seiner Arbeit in der Ordination eingefangen hat. Am Montag, den 23. März hatte er die Praxis das letzte Mal geöffnet. „Zwei Tage später hat er mich angerufen, dass es ihm nicht gut geht und er positiv auf Corona getestet wurde. Es hat ihm leid getan, dass er nicht weiter praktizieren kann“, sagt Wendl. Ende März dürfte sich der Gesundheitszustand des Mediziners deutlich verschlechtert haben. Laut Wendl wurde er in ein Wiener Spital eingeliefert, wo er am vergangenen Sonntag verstarb.

 

Dem Bürgermeister stört der mangelnde Informationsfluss im Zusammenhang mit Infektion des Arztes. „Mich rufen laufend Patienten an, die bei ihm waren und nur aus den Medien vom Tod erfahren haben. Offiziell ist niemand an sie heran getreten. Die Leute haben Panik und wissen nicht, ob und wie sie sich testen lassen sollen. Datenschutz hin oder her, aber die Sache gehört gelöst“, so Wendl.

Die Ärztekammer nimmt den Fall zum Anlass, um nochmals auf eine rasche Versorgung der niedergelassenen Ärzte mit entsprechender Schutzausrüstung zu drängen. „Was bis jetzt geliefert wurde, ist deutlich zu wenig. Es ist unbeschreiblich, wie viele Telefonate ich führe und Mails bekomme, weil die Ärzte keine Schutzmasken bekommen“, so Reisner.

Feuerwehr trägt Trauer

Die Anteilnahme am Tod des 70-jährigen Mediziners ist riesig. Piribauer war als Feuerwehr-Arzt auch für den nö. Landesfeuerwehrverband tätig. Für seine Verdienste wurde er mehrfach ausgezeichnet. 2012 wurde ihm das Verdienstzeichen des NÖ Landesfeuerwehrverbandes in Silber verliehen. 2013 folgte das Ehrenzeichen für langjährige verdienstvolle Tätigkeiten im Feuerwehrwesen und 2014 die goldene Verdienstmedaille der Marktgemeinde Himberg. "Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. Neben seinen bereits erwachsenen Kindern hat er auch noch ein sechsjähriges Kind", sagt Wendl.