Chronik/Niederösterreich

Clinch um Politjob für Wohnbauchef

Alle Inhalte anzeigen

Ein politischer Schachzug der ÖVP Krems im Vorwahlkampf droht zum Bumerang zu werden: Wegen der Bestellung des Chefs der stadteigenen Wohnbaugesellschaft GEDESAG zum Stadtparteichef droht die Voest als Miteigentümer auszusteigen. Auch die SPÖ sieht die politische Funktion als unvereinbar.

Alle Inhalte anzeigen

Als die ÖVP jüngst Alfred Graf als neuen geschäftsführenden Parteiobmann präsentierte, war die Überraschung groß. Der Chef der größten Wohnbaugesellschaft der Region hatte sich öffentlich bisher weitgehend aus Parteipolitik herausgehalten. Wohl auch deshalb vermutet die SPÖ, dass Graf als „letztes Aufgebot“ Inge Rinke von der ÖVP im Amt halten soll.

„Ich bin verärgert und verwundert, weil Graf mir selber immer wieder versichert hat, unsere Beteiligung von 35 Prozent sei ihm wichtig, um das Unternehmen vor politischem Zugriff zu schützen. Wir haben eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung verlangt. Graf muss sich entscheiden, sonst steigen wir aus“, sagt Wolfgang Spreitzer.

Der frühere Chef der Voest ist immer noch einer ihrer Eigentümervertreter in der GEDESAG. Er will sich nicht von der SPÖ instrumentalisieren lassen. Stimmt SPÖ-Vizebürgermeister Reinhard Resch aber zu, wenn der sagt: „Die Position des Stadtparteiobmannes ist mit dem Vorstandsvorsitz bei der GEDESAG nicht vereinbar, die 40 Prozent aller Wohnungen im Stadtgebiet verwaltet. Das ist klarer Missbrauch einer gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft.“

Freizeit

„Wir haben nie jemanden nach dem Parteibuch gefragt und das wird sich auch nicht ändern“, kontert Graf, seit 21 Jahren im Amt, spürbar verärgert. Er solle im Auftrag von Rinke lediglich Koordinationsprobleme beheben. „Ich werde zwei halbe Tage pro Woche Urlaub machen und übe die Funktion in meiner Freizeit aus.“

„Die ÖVP sieht sich in Schwierigkeiten. So eine Aufgabe in Vorwahlzeiten ist ein Fulltimejob. Mich kann er nicht für blöd verkaufen“, poltert Spreitzer.