Chance auf ein neues Leben
Aufregung und große Vorfreude war der Handvoll junger Leute in ihren Rollstühlen deutlich anzumerken. Sie standen in Amstetten bei der Präsentation einer für Niederösterreich neuartigen Tagesbetreuungsstätte für behinderte Menschen im Mittelpunkt. Ab 1. Jänner wird die bislang nur in Wien aktive gemeinnützige Firma Assist in Amstetten die "Arbeitswelt Chancengleichheit" betreiben.
18 Menschen mit Körper-und Sekundarbehinderungen will der erfolgreiche Dienstleistungsbetrieb helfen ein unabhängigeres und selbstständigeres Leben zu führen. "Unsere Kinder haben bis zum 18. Lebensjahr die Schule besucht. Dann gab es für sie kein Angebot mehr", beschrieben Eltern die aktuelle Situation. Doch der Elternverein "Chancengleichheit" blickte über den Tellerrand und erkundete in Wien die Arbeit von "Assist" . 240 behinderte Menschen werden dort von der GmbH mit 130 Mitarbeitern täglich geschult, beschäftigt und betreut.
Vereinsobfrau Andrea Weinberger und ihre Mitstreiter überwanden alle bürokratischen Hürden. Zumal Assist in Wien bereits 40 Schützlinge aus NÖ betreut. In Amstetten wurden nach mühsamer Suche zwei barrierefreie, 440 m² große Lokalitäten gefunden. Hier werden Arbeits- und Bewegungsräume eingerichtet.
Prüfung
Das Land NÖ habe das Konzept genau geprüft und die Finanzierung bewilligt, erklärte die Landtagabgeordnete Michaela Hinterholzer. Mit SPÖ-Behindertensprecherin im Nationalrat, Ulrike Königsberger-Ludwig, war sie sich einig, dass nun in der Region eine Lücke im Betreuungsnetz geschlossen wird. Immerhin pendeln täglich Behinderte aus dem Mostviertel zur Fortbildung und Betreuung nach Wien und Oberösterreich aus.
"Wir freuen uns unheimlich, ein einzigartiger Schritt. Jetzt muss es endlich los gehen", jubelte und dankte Dominik Schagerl, einer der Schützlinge voller Enthusiasmus. Energie, den Assist-Geschäftsführer Heinz Greier mit seinen Leuten nutzen will. Er beschreibt seine Einrichtung als Trainingscenter. Behindertenfachkräfte, Sozialarbeiter oder kaufmännische Fachleute werden in Amstetten beschäftigt. "Vielleicht gelingt einigen ihr Leben vom Einkaufen bis zum Kochen selbst zu gestalten", sagt Greier. Auch einfache Büroarbeit wird geschult, täglich gibt’s Körpertraining.
Für Sonja Holzer und ihre von klein auf auf den Rollstuhl angewiesene Monika öffnet sich eine neue Welt. Die 18-Jährige hat den Hauptschulabschluss zum Ziel.