Chronik/Niederösterreich

Bürgermeister kritisieren Raika-Schließungen im Bezirk Lilienfeld

Das kam für die Gemeinden im Bezirk Lilienfeld überraschend: Die Raiffeisenbank Traisen-Gölsental schließt gleich sieben Filialen - und zwar jene in St. Aegyd, Hohenberg, Türnitz, Traisen, St. Veit, Kleinzell und St. Georgen. 

Die betroffenen Bürgermeister protestieren dagegen, der Raiffeisen-Direktor verteidigt die Schließungen. 

Es sei ein "Schlag ins Gesicht für jeden Kunden und eine menschenunwürdige Behandlung der Mitarbeiter", so die Ortschefs in einer gemeinsamen Aussendung.

Die Schließung der Filialen stelle überdies eine "Missachtung der lokalen Bedürfnisse" dar.

SPÖ-Bürgermeisterin Monika Feichtinger aus Traisen ist vor allem auch darüber entsetzt, dass "die Entscheidung seit Oktober in den Schubladen liegt und uns jetzt vor die Füße geworfen" werde. 

Für Traisen gebe es zwar mit der Sparkassenfiliale eine Alternative, in anderen Gemeinden wie Kleinzell und Hohenberg sei das nicht der Fall: "Sollen sie etwa 15 Kilometer durch Wind und Wetter nach Hainfeld fahren, nur um grundlegende finanzielle Transaktionen durchzuführen? Das ist ein unhaltbarer Zustand."

"Entscheidung revidieren"

In dieses Horn stößt auch SPÖ-Bundesrat Christian Fischer, Bürgermeister von St. Veit an der Gölsen: "Dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihr Herzblut in die Bank gesteckt haben, im Dunkeln gelassen wurden, ist charakterlos und ein Schlag ins Gesicht jedes Einzelnen."

Auch seien Gemeinden und Bürger übergangen worden: "Ich fordere die Verantwortlichen auf, diese menschenunwürdige Entscheidung umgehend zu revidieren." 

Raika-Chef verteidigt Schließungen

Was wohl nicht passieren wird, wie Direktor Roman Schlosser in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber gegenüber der NÖN bereits betont hat: "Wir werden in die Modernisierung unserer Kompetenzzentren investieren und unsere regionale Wirtschaft unterstützen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Arbeitsplatzerhalt und der Wertschöpfung in der Region.“

Die Neuausrichtung bringe Vorteile mit sich, versichert Schlosser: Das Beraterteam werde vergrößert, drei Lehrlinge würden eine Ausbildung zum Bankkaufmann bzw. zur Bankkauffrau in der Raiffeisenbank Traisen-Gölsental absolvieren können. 

Auf die massive Kritik aus den betroffenen Gemeinden sei bereits eingegangen worden: Alle Bürgermeister seien bereits zu einem persönlichen Gespräch eingeladen worden, um die regionalen Besonderheiten zu besprechen.

Bei den Gesprächen werden die SPÖ-Bürgermeister Karl Oysmüller, (St. Aegyd) und Ferdinand Lerchbaumer (Hohenberg) ihrem Ärger Luft machen. Für die Gemeinden stelle die Entscheidung eine Verschlechterung der Lebensqualität dar, besonders die älteren Personen würden im Stich gelassen werden.

ÖVP-Bezirksparteichefin "versteht Strukturanpassung"

Ambivalent reagierte ÖVP-Bundesrätin und Bezirksparteiobfrau Sandra Böhmwalder mit einer Stellungnahme in den sozialen Medien. Natürlich sei es für sie und für die betroffenen Gemeinden nicht erfreulich, wenn binnen kürzester Zeit mehrere Bankfilialen geschlossen werden: "Das geht aus meiner Sicht auch ganz klar an den Bedürfnissen der Menschen vorbei und ist auch ein Einschnitt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."

Verständnis zeigt die ÖVP-Politikerin trotzdem für die Raiffeisen-Entscheidung: "Ich verstehe aber auch, dass Banken auch wirtschaftliche Aspekte in Betracht ziehen und ihre Strukturen anpassen müssen."

Sie werde sich für "praxisnahe Lösungen" einsetzen, um die Versorgung in den Gemeinden sicherzustellen. Wie diese aussehen sollen, ließ die Politikerin vorerst offen.